Nach dem Euro-Krisengipfel Chinas Verlockungen für die EU

Brüssel (RPO). Der Rettungsschirm EFSF soll also mehr Schlagkraft bekommen. Wer aber könnte in einen entsprechenden Sonderfonds einzahlen? Für Europa scheint klar: das zahlungskräftige China. Und so wird um das Engagement des Reichs der Mitte geworben. Doch zum Nulltarif dürfte es die chinesische Hilfe wohl nicht geben.

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Noch lässt China nicht wirklich erkennen, inwieweit es die Europäer bei ihren Rettungsbemühungen unterstützen wird. Klar ist nur, dass Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy noch am Donnerstag mit seinem chinesischen Kollegen Hu Jintao telefoniert hat. Laut Sarkozys Büro hätten sich beide Präsidenten auf eine enge Zusammenarbeit verständigt. Wie die aussehen soll, wurde nicht bekannt. Allerdings reist EFSF-Chef Klaus Reling am Freitag nach Peking.

Es ist im Prinzip ein indirektes Eingeständnis der Europäer, dass sie im schlimmsten Fall die Krise vielleicht nicht stemmen können. Nachdem Schwellenländer wie Brasilien zunächst eine Absage an eine Fondslösung erteilt hatten, gab es nach dem Gipfel doch wieder Hoffnung, dass sie in einen solchen Fonds investieren könnten. Doch Europa setzt vor allem auf China.

Die größten Devisenreserven

Verwundern mag das nicht, denn die Chinesen verfügen über die weltweit größten Währungsreserven von geschätzten 3,2 Billionen Dollar. Und das Reich der Mitte hatte in den vergangenen Wochen gerade den taumelnden Staaten wie etwa Portugal, Spanien, aber auch Griechenland Hilfe angeboten. Denn auch China kann alles andere als daran gelegen sein, dass das Euro-Konstrukt zusammenbricht.

Denn die Europäische Union ist der wichtigste Handelspartner der Volksrepublik. Laut sueddeutsche.de kauften die 27 EU-Staaten im vergangenen Jahr chinesische Waren im Wert von 282 Milliarden Euro, fast 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bricht die Euro-Zone zusammen, hat auch die chinesische Wirtschaft ein Problem.

Zudem sind da noch die bereits von China getätigten Investitionen in sichere europäische Staatsanleihen, die nach Expertenschätzungen inzwischen schon ein Drittel des gesamten Portfolios ausmachen. Und das Land, so schreibt sueddeutsche.de, versucht schon seit Jahren, die Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren, wo es das meiste Geld in Staatsanleihen angelegt hat.

Die Frage nach der Marktwirtschaft

Dementsprechend sagte auch ein chinesischer Diplomat vor dem Euro-Krisengipfel: "Wir haben die Bemühungen der EU immer dabei unterstützt, mit der Krise fertigzuwerden. China wird das auch weiterhin tun." Allerdings ergibt sich für die Europäer wirklich die Frage, ob sie sich derart von der Volksrepublik, in der etwa der Umgang mit den Menschenrechten immer wieder angeprangert wird, abhängig machen will. Denn mehr Engagement in der Euro-Zone könnte auch bedeuten, dass die Chinesen mehr Mitspracherecht dort haben wollen.

Zudem wird China sicherlich die eine oder andere Gegenleistung für großzügige Investitionen in einen solchen Fonds verlangen. Da wäre zum Beispiel die, endlich als Marktwirtschaft anerkannt zu werden. Das würde aber auch, dass bestimmte Handelshemmnisse aufgehoben werden müssten.

Und dann gibt es auch noch das Waffenembargo, dass seit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking im Jahr 1989 gilt. Auch hier könnte die Volksrepublik eine Änderung verlangen. Es ist also ein zweischneidiges Schwert für die EU, China als Investor ins Boot zu holen. Doch angesichts der Größe der Euro-Krise wird ihr wohl kaum mehr übrig bleiben.

(mit Agenturmaterial)
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