NRW-Landesregierung sorgt sich China-Krise bringt deutsche Wirtschaft in Bedrängnis

Düsseldorf · Die Turbulenzen an den chinesischen Börsen und die Abwertung des Yuan schüren die Sorgen vor einem Währungskrieg und einer handfesten Wirtschaftskrise in dem für Deutschland so wichtigen Markt.

 Die Abwertung des Yuan bereitet weltweit Sorgen.

Die Abwertung des Yuan bereitet weltweit Sorgen.

Foto: afp

"Chinesische Unternehmen erhalten durch die Kurssenkung des Yuan nun einen Vorteil im globalen Wettbewerb", sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), "das erhöht den Preisdruck für deutsche Unternehmen auf vielen Auslandsmärkten."

"Wir verfolgen die wirtschaftliche Entwicklung in China sehr genau und nehmen die jüngsten Meldungen ernst", sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) unserer Redaktion. "Knapp zwei Prozent unserer Wirtschaftsleistung wird nach China exportiert. Mit über 850 Unternehmen ist NRW der wichtigste Standort für chinesische Investoren in Deutschland." Aus NRW werden vor allem Maschinen, chemische Erzeugnisse sowie Metall- und Elektroprodukte nach China exportiert.

ThyssenKrupp hat viel Geld in chinesische Autozulieferer- und Aufzugswerke gepumpt. Nach Konzernangaben werden 60 Prozent aller neuen Aufzüge weltweit in China verbaut, ThyssenKrupp setzt dort 2,5 Milliarden Euro pro Jahr um. "Wir werden nicht übertrieben hektisch", sagte Finanzvorstand Guido Kerkhoff, "China bleibt ein Wachstumsmarkt." Allerdings habe sich das Wachstum auf dem chinesischen Automarkt verlangsamt. Dafür wachse dort die Windkraft-Industrie stark.

Die beiden großen Autozulieferer Edscha und TMD Friction spüren die China-Krise noch nicht. Gleichwohl liefern beide große Teile ihrer Produktion an VW und BMW, die stark in China engagiert sind. "Wenn, kommt sowas bei uns immer verzögert an", sagte ein TMD-Sprecher.

Rasmus C. Beck, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr GmbH, sagt: "Wissensintensive Produkte aus der Metropole Ruhr sind in China seit Jahren sehr gefragt. Und sie werden es auch trotz der aktuell angespannten Situation bleiben. Zur Erinnerung: das steile Wachstum der chinesischen Wirtschaft hat in der Vergangenheit immer mal wieder Rückschläge hinnehmen müssen — und hat sie verkraftet. China wird weiterhin ein wichtiger Markt für Unternehmen aus NRW und dem Ruhrgebiet bleiben."

Henkel erwischt die Krise doppelt: Knapp zehn Prozent des Umsatzes wird in der Volksrepublik gemacht, nur in den USA und Deutschland setzt der Düsseldorfer Dax-Konzern mehr um. Das größte Klebstoffwerk der Welt hat Henkel in Shanghai aufgebaut. Vorstandschef Kasper Rorsted will nun ein Effizienzprogramm auflegen, die Aktie rutschte auch wegen der Abhängigkeit von China seit Montag um zehn Prozent ab und ging am Donnerstag unter die psychologisch wichtige Marke von 100 Euro.

Ähnlich dramatisch sieht die Lage bei Deutscher Post DHL aus. Vorstandschef Frank Appel hält die Volksrepublik für so wichtig, dass er vor drei Jahren einige Wochen lang den Konzernsitz dorthin verlagerte und persönlich Pakete vor Ort ausfuhr. Bis 2020 will er den Umsatzanteil in Schwellenländern von aktuell 20 Prozent auf 30 Prozent erhöhen — ein Fortdauern der China-Krise würde dieses Ziel gefährden.

Bei Siemens besteht die Gefahr, dass Aufträge für große Infrastrukturprojekte wegbrechen, zudem wächst der Vorteil für chinesische Wettbewerber wie den Zugbau-Konzern CRRC. "Da gewinnt nun die Konkurrenz aus China einen Preisvorteil durch die Yuan-Abwertung", sagt Walter Schuhen vom China Center in Düsseldorf.

Bei Miele in Gütersloh macht sich die Geschäftsführung zwar Sorgen, ob China die globale Konjunktur schwächt, aber sie glaubt weiter, dass die aufstrebende chinesische Mittelschicht Miele-Küchen kaufen wird. "Da erhoffen wir eher Kontinuität", so ein Sprecher. Ähnlich optimistisch ist Haribo: Die Bonner haben angekündigt, nach einem Testlauf in Shanghai auch im Süden des Landes Gummibärchen zu verkaufen. Von diesem Plan rückt die Firma bisher nicht ab.

(mar/maxi/tor/rky)
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