Fed-Äußerungen enttäuschen Brasilien und Südkorea senken Leitzinsen

Tokio · Während sich die amerikanische Fed weitere Konjunkturstimulationen offen hält, haben Notenbanken führender Wirtschaftsnationen Änderungen an den Leitzinsen vorgenommen.

In einem überraschenden Schritt hat die südkoreanischen Zentralbank am Donnerstag den Leitzins gesenkt. Die Bank of Korea kürzte den siebentägigen Repo-Zinssatz um ein Viertel Prozentpunkt auf drei Prozent. Angesichts schleppender Nachfrage aus Europa wollte die Notenbank damit offenbar die Binnenkonjunktur ankurbeln. Es war die erste Zinssenkung seit Februar 2009. Im vergangenen Monat hatte die Regierung in Seoul die Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 3,7 Prozent auf 3,3 Prozent nach unten korrigiert.

Auch die brasilianische Notenbank hat zur Stützung der Wirtschaft den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. Wie die Zentralbank am Mittwoch in Brasilia mitteilte, wird der Zinssatz um 50 Basispunkte auf 8,0 Prozent reduziert und damit zum achten Mal in Folge. Experten hatten mit diesem Schritt gerechnet. Die Entscheidung, an der Zinsschraube zu drehen, wurde in der Zentralbank einstimmig gefällt.

Die größte Volkswirtschaft Südamerikas ist berühmt für ihre hohen Leitzinsen, die nach einer traumatischen Phase mit einer sprunghaften Inflation in den 80er und 90er Jahren kurz vor der Jahrtausendwende ein Rekordhoch von 45 Prozent erreichten. Präsidentin Dilma Rousseff hat niedrigere Zinsen zu einer der Prioritäten ihrer Amtszeit erklärt, um das Wirtschaftswachstum weiter bei Raten von vier Prozent und mehr zu halten. Der Aufschwung machte die weltweit sechstgrößte Volkswirtschaft in den vergangenen Jahren zu einem der attraktivsten Schwellenländer für Investoren gemacht.

Nur die Bank von Japan beschloss am Donnerstag, die geldpolitischen Zügel vorerst nicht noch weiter zu lockern. Die Wirtschaft des Landes werde im laufenden Steuerjahr 2012/2013 um voraussichtlich 2,2 Prozent und im nächsten Jahr um 1,7 Prozent wachsen, erklärte die Bank von Japan nach zweitägiger Sitzung. Der leitzins blieb bei nahezu null Prozent.

Fed schließt weitere Anleihekäufe nicht aus

Die US-Notenbank Federal Reserve steht der Möglichkeit weiterer Anleihekäufe zur Stützung der Wirtschaft offen gegenüber. Viele Mitglieder des für der Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses wollen jedoch nur im Falle einer weiteren wirtschaftlichen Eintrübung zu diesem Mittel greifen, wie am Mittwoch aus dem Protokoll der geldpolitischen Sitzung im Juni hervorging.
Die Aktienmärkte reagierten enttäuscht auf das Sitzungsprotokoll, da sich viele Anleger deutlichere Hinweise auf neue Schritte zum Ankurbeln der lahmenden Wirtschaft erhofft hatten - vor allem ein drittes Programm großvolumiger Anleihekäufe, im Fachjargon QE 3 genannt. "Wir sehen wirklich keine klaren Anzeichen dafür, dass die Fed QE 3 näher gekommen ist als bei der vorangegangen Sitzung", erklärte Omer Esiner von Commonwealth Foreign Exchange.
Die Fed hatte bei der Sitzung im Juni lediglich beschlossen, die sogenannte "Operation Twist" bis Ende des Jahres zu verlängern und dafür rund 267 Milliarden Dollar in die Hand zu nehmen. Sie schichtet hierfür allerdings nur ihre Wertpapierbestände so um, dass langfristige Zinsen sinken und sich Kredite verbilligen können. Notenbankchef Ben Bernanke schloss zu diesem Zeitpunkt auch zusätzliche Schritte nicht aus.
"Wir würden sicherlich auch weitere Staatsanleihen-Käufe in Erwägung ziehen, wenn die Wirtschaft einer weiteren Stärkung bedarf", hatte er damals erklärt. Viele Volkswirte rechnen fest damit, dass die Fed bald ein drittes großvolumiges Programm der quantitativen Lockerung durch Bondkäufe auflegen wird, um zusätzliches Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen.
Dem Protokoll zufolge sahen einige Mitglieder des Ausschusses im Juni die Zeit für entschiedenere Handlungen bereits gekommen. Die Mehrheit allerdings wollte sich dem noch nicht anschließen. "Mehrere Mitglieder erklärten, dass weitere geldpolitische Schritte erforderlich sein könnten, wenn die wirtschaftliche Erholung an Schwung verliert, falls die Abwärtsrisiken der Konjunkturprognosen deutlicher hervortreten oder falls die Inflation dauerhaft unter die von dem Ausschuss angestrebte Zielmarke von zwei Prozent zu fallen scheint", hieß es in dem Protokoll. Das Schwächeln der US-Wirtschaft drückt sich vor allem in einer hohen Arbeitslosenquote aus.

(dpa/RTR/APD)
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