Hedge-Fonds machte Druck Börsenchef Seifert wird gegangen

Frankfurt/Main (rpo). Der Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, ist zurückgetreten. Die Deutsche Börse teilte nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates mit, dass auch der Chef des Kontrollgremiums, Rolf Breuer, zum Jahresende ausscheiden werde. Ein Sieg für Seiferts und Breuers Widersacher auf der ganzen Linie also. Jetzt machen bereits Spekulationen von einer Zerschlagung der Deutschen Börse die Runde.

Offenbar konnten auch die glänzenden Quartalszahlen der Deutschen Börse und das Versprechen, künftig eine höhere Dividende auszuschütten, die Kritiker nicht besänftigen. Zu tief scheinen die Gräben gewesen zu sein, die auch ein teilweise öffentlicher Schlagabtausch zwischen der Deutschen Börse und TCI-Manager Christopher Hohn gerissen hatte.

Den Zorn der angelsächsischen Investoren hatten sich Seifert und Breuer mit der geplanten Übernahme der London Stock Exchange zugezogen. Die Kritiker bemängelten den Preis als zu hoch und torpedierten das Vorhaben schließlich.

In der Folge forderten die kritischen Anteilseigner eine Neubesetzung des Aufsichtsrates der Deutschen Börse, was auch für Börsenchef Seifert hätte problematisch werden können. Denn ein neu besetzter Aufsichtsrat, in dem Seiferts Kritiker die Mehrheit haben, hätte den Vorstand nach seinem Willen besetzen. Dieser Situation wollte Seifert offenbar zuvorkommen.

Unter anderem argumentierten die Kritiker, das Kontrollgremium repräsentiere nicht mehr die aktuelle Aktionärsstruktur. In der Tat hat sich die Zusammensetzung der Anteilseigner in den letzten Monaten deutlich verändert: Nur noch 7 Prozent sollen derzeit noch aus Deutschland kommen, der Rest aus dem Ausland, davon etwa 48 Prozent aus Großbritannien.

Zum Schluss hatte sich selbst in Deutschland Widerstand gegen die Deutsche Börse bemerkbar gemacht. So hatte die Sparkassen-Fondsgesellschaft DekaBank angekündigt, Breuer bei der Hauptversammlung am 25. Mai die Gefolgschaft zu verweigern.

Erfolgreiche Jahre

Dabei liest sich die Geschichte der Deutschen Börse unter der Führung des 55-jährigen Seifert über weite Strecken wie eine einzige Erfolgsstory. Der gebürtige Schweizer machte aus dem Unternehmen, dessen Vorsitz er 1993 übernahm, einen Konzern mit einem Börsenwert von mehr als 6 Milliarden Euro und rund 3.000 Mitarbeiter. Unter der Ägide des begeisterten Jazz-Musikers, der als Band-Keyboarder auch schon mal im Vorprogramm der Rolling Stones und von Eric Clapton auftrat, wurde das elektronische Handelssystem Xetra eingeführt. Zugleich arbeitete Seifert erfolgreich daran, das Geschäftsmodell der Deutschen Börse auf eine breite Basis zu stellen.

Mit Eurex gehört die größte Terminbörse der Welt zur Deutschen Börse und mit Clearstream der führende Wertpapierabwickler. Im Januar 2001 schließlich ging die Deutsche Börse selbst an die Börse und stieg in kurzer Zeit in den Deutschen Aktienindex DAX auf. Jahr um Jahr konnte Seifert Rekordzahlen für das Unternehmen präsentieren.

Doch auch Seifert musste seine Grenzen erkennen. Sein Ziel, die Deutsche Börse durch einen Zusammenschluss mit der London Stock Exchange zu dem mit Abstand führenden Handelsplatz in Europa zu machen, hat er auch in zwei Anläufen nicht erreicht. Scheiterte der erste Fusionsversuch zur Superbörse iX im Jahr 2000 vor allem an dem Widerstand der an der LSE beteiligten Händler, so machten beim zweiten Anlauf vor allem seine eigenen Aktionäre Front gegen die Pläne.

(ap)
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