S&P stuft EFSF herab Börsen in Asien überwinden Rating-Schock
Tokio · Die Aktienmärkte in Fernost zeigen sich am Dienstag unbeeindruckt von der Fortsetzung des S&P-Rundumschlags in Europa. Die Ratingagentur hatte erst neun Länder der Eurozone herabgestuft und dann den Euro-Rettungsschirm EFSF. Trotzdem fuhren die Asien-Börsen kräftige Gewinne ein.

Was sind Ratingagenturen?
Zuversicht schöpften die Anleger aus der erfolgreichen Platzierung französischer Staatsanleihen. Selbst dem sich verlangsamenden Wirtschaftswachstum in China konnten die Investoren Positives abgewinnen, übertraf die Volksrepublik im Schlussquartal doch leicht die Erwartungen der Experten. In Japan besonders gefragt waren erneut Titel der Baubranche, die kräftig von Wiederaufbauprogrammen profitiert.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 1,1 Prozent im Plus bei 8466 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 0,9 Prozent auf 731 Punkte. Besonders deutlich nach oben zeigten die Börsenbarometer in China mit einem Plus von 2,4 Prozent in Hongkong und 3,9 Prozent in Shanghai. Auch die Börsen in Singapur, Taiwan und Südkorea notierten deutlich höher. Die US-Börsen waren am Montag wegen eines Feiertags geschlossen geblieben.
Die Ratingagentur Standard & Poors hatte am Vortag dem Rettungsfonds EFSF nach der Herabstufung von neun Euro-Staaten die Bestnote "AAA" entzogen. Dies schürte zwar Befürchtungen, dass die Währungsgemeinschaft ihre massiven Schuldenprobleme nicht mehr in den Griff bekommen könnte. Doch gemildert wurden diese Sorgen durch die erfolgreiche Anleihe-Emission Frankreichs. Das zuvor von S&P heruntergestufte Land musste sogar weniger Zinsen zahlen als zuletzt.
Doch die Euro-Krise schwelt weiter und nicht zuletzt eine deutlich nachlassende Nachfrage europäischer Kunden nach Produkten aus China galt als einer der Gründe für das langsamere Wirtschaftswachstum in dem asiatischen Land. Das Wachstum fiel im vierten Quartal 2011 auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren, übertraf mit 8,9 Prozent aber noch leicht die Prognosen von 8,7 Prozent.
Im Mittelpunkt des Tokioter Handels stand abermals die Baubranche des Landes. Viele heimische Unternehmen machen kräftig Kasse durch Programme, mit denen die Regierung den Wiederaufbau nach Erdbeben und Tsunami im März 2011 vorantreiben will. "Die Regierung fährt praktisch mit einem Taxi herum und wirft das Geld aus dem Fenster", sagte Nicholas Smith, Japan-Stratege bei CLSA. Fumiyuki Nakanishi von SMBC Friends Securities fügte hinzu: Die Sorgen um Europa machten Käufe zwar schwierig, aber gerade kleinere Baufirmen schienen derzeit die einzigen Gewinner zu sein.
Solche Unternehmen wie Obayashi, Taisei, Shimizu und Kajima schlossen jeweils zwischen drei und fast sechs Prozent im Plus. Mit einem Aufschlag von fast 38 Prozent stach die Firma Tobishima besonders hervor.
Sumitomo Mitsui Financial legte 1,2 Prozent zu. Die japanische Gruppe steht Kreisen zufolge kurz davor, für 7,3 Milliarden Dollar der Royal Bank of Scotland die Flugzeugleasing-Sparte abzukaufen.