DAX im Minus - auch Euro sinkt Börsen enttäuscht über Griechenland-Gipfel

Frankfurt/New York (RPO). Die Aktienmärkte haben enttäuscht auf das Ergebnis des EU-Gipfels zu Griechenland reagiert. Das Ausbleiben konkreter Finanzhilfen für das hoch verschuldete Mitglied der Eurozone trieb am Donnerstag nicht nur den Deutschen Aktienindex DAX ins Minus. Auch die Kurse in Paris gaben nach.

Zudem rutschte der Euro, der sich am Vormittag schon zu erholen begann, wieder in die Nähe seines Acht-Monats-Tiefs vom Wochenanfang.

Der DAX sackte 0,59 Prozent ab und schloss bei 5.503,93 Punkten. Der MDAX verlor 0,12 Prozent auf 7.344,66 Zähler. Der TecDAX blieb mit minus 0,02 Prozent fast unverändert auf 780,68 Punkten. Größte Verlierer im DAX waren Lufthansa mit mehr als 3 Prozent Wertabschlag, Volkswagen mit rund 3 Prozent und Daimler mit mehr als 2 Prozent. Auf der Gewinnerseite lag Fresenius mit einem Plus von fast 2 Prozent vor Infineon mit mehr als 1 Prozent und Fresenius Medical Care mit rund 1 Prozent.

Der CAC-40 in Paris gab bis zum späten Nachmittag gut 0,7 Prozent ab. Der FTSE 100 in London dagegen gewann 0,1 Prozent. Großbritannien gehört nicht zur Eurozone.

An der Wall Street in New York drehte der Dow-Jones-Index nach schwachem Start im Vormittagshandel 0,1 Prozent ins Plus auf 10.046,02 Punkte. Die Börse in Japan blieb wegen eines Feiertags geschlossen.

Der Euro ging wieder in den Sinkflug. Sein Referenzkurs wurde am Nachmittag mit 1,3718 Dollar festgestellt, nach 1,3740 Dollar am Vortag.

Experten höchst skeptisch zu Finanzhilfen

Die Finanzmärkte fürchten, dass die Haushaltsprobleme Griechenlands und anderer Euro-Staaten wie Spanien und Portugal negativ auf die beginnende wirtschaftliche Erholung wirken könnten. Experten äußerten sich allerdings höchst skeptisch zu Finanzhilfen der EU für Griechenland. Der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing, lehnte solche Unterstützung strikt ab. "Wenn man Griechenland finanziell unterstützt, dann brechen alle Dämme. Dann gibt es kein Halten mehr", sagte Issing der Fernsehsender N24.

Der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Henrik Enderlein sagte im ZDF-Morgenmagazin, die Europäische Gemeinschaft scheide für eine Schuldenübernahme aus, da eine solche Haftung schon vertraglich ausgeschlossen sei. Im Übrigen sei "die Gemeinschaftskasse auch zu klein dafür, der europäische Haushalt beträgt nur ein Prozent des europäischen Bruttoinlandsproduktes". Und auch die Europäische Zentralbank scheide aus. Hilfe durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) hielt Enderlein allerdings für gut. "Der IWF tut das schon seit Jahren. Er weiß genau, wie man mit Auflagen für Griechenland umgehen würde."

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger dagegen sieht keine Alternative zu Hilfsmaßnahmen der Euro-Mitgliedstaaten für Griechenland. "Alles andere wäre ein Spiel mit dem Feuer", sagte Bofinger dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe). Bofinger, der Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist, riet den Euro-Mitgliedern, angesichts der "Hypernervosität" der Finanzmärkte Selbstbewusstsein zu zeigen. Den Märkten und Ratingagenturen, die wesentlich zur Finanzkrise beigetragen hätten, müsse "vermittelt werden, dass sie die Europäische Währungsunion nicht kaputtmachen" dürften.

(AP/csr)
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