Verluste auch für Dow Jones und Nikkei Börse: Dax steckt EU-Gipfel gut weg

Tokio · Der deutsche Aktienmarkt ist am Freitag nach den Beschlüssen des EU-Gipfels mit deutlichen Verlusten in den Handel gestartet, binnen weniger Minuten drehte sich die Stimmung aber. Verzeichnete der Dax anfangs ein Minus von 1,2 Prozent, stand der Leitindex gegen 12 Uhr im Vortagsvergleich schon bei 5970 Punkten und damit rund 1,5 Prozent im Plus.

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Die New Yorker Wall Street hatte am Donnerstag noch deutliche Verluste eingefahren. Der Dow-Jones-Index verschlechterte sich um 1,6 Prozent auf 11.998 Punkte. Der Nasdaq-Composite gab 2,0 Prozent auf 2.596 Zähler ab.

Der Euro stand weiter schwach da, gegenüber seinem Tiefpunkt bei 1,3289 Dollar aber leicht erholt. Gegen 9.40 Uhr notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,3320 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte ihren Referenzkurs am Donnerstag bei 1,3410 Dollar festgelegt.

Im Dax entwickelten sich Deutsche Bank am stärksten. Die Aktie des Branchenprimus verbesserte sich um 2,0 Prozent auf 28,82 Euro.
Ganz unten standen hingegen K+S, die 2,1 Prozent nachgaben auf 35,30 Euro.

Der MDax wurde angeführt von ProSiebenSat.1, die 2,3 Prozent auf 13,70 Euro zulegten. Am anderen Ende gaben Kabel Deutschland 1,7 Prozent auf 40,20 Euro nach.

Im TecDax setzten sich Centrotherm mit einem Plus von 2,9 Prozent auf 9,93 Euro an die Spitze. Größter Verlierer waren Süss Microtec, die 2,3 Prozent auf 7,18 Euro verloren.

Marktteilnehmer sprachen aber auch von überzogenen Erwartungen an die Politik.
"Insgesamt bewegt sich Europa in die richtige Richtung", räumte Ryota Sakagami von SMBC Nikko Securities ein. Die EU hatte in der Nacht eine Fiskalunion der Euro-Zone vorangebracht, den dauerhaften Rettungsschirm ESM zur Enttäuschung der Märkte aber nicht mit einer Banklizenz ausgestattet. Auch die Weigerung der EZB, zur Linderung der Schuldenkrise massiv Staatsanleihen zu kaufen, sorgte in Asien für Verdruss.

Nikkei tief im Minus

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 1,5 Prozent im Minus bei 8536 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,9 Prozent auf 738 Punkte. Auch die Börsen in Singapur, Taiwan, Korea und Shanghai mussten Federn lassen.
Besonders steil bergab ging es in Hongkong mit einem Minus von 2,5 Prozent. Am Vorabend hatte schon die Wall Street mit kräftigen Abschlägen auf die Entwicklung in Europa reagiert. Der Dow-Jones-Index der 30 führenden Industriewerte fiel um 199 Punkte oder 1,6 Prozent und schloss bei 11.998 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 53 Punkte oder zwei Prozent und notierte am Abend bei 2596 Zählern.

Auf dem Krisengipfel in Brüssel einigten sich die 17 Euro-Staaten zusammen mit sechs Nicht-Euro-Länder der EU auf verschärfte Spar- und Kontrollauflagen. Die von Deutschland und Frankreich geforderte Änderung des EU-Vertrages der 27 Mitgliedstaaten scheiterte aber vor allem am Widerstand Großbritanniens.

Doch die Märkte hatten auf die EZB als die ultimative Retterin in der Not gesetzt. Auch dass sich die Bundesrepublik mit ihrer Ablehnung von Euro-Bonds durchsetzte, missfiel einigen Investoren. "An den Märkten wird es allein durch die Verständigung auf eine Fiskalunion keine Entspannung geben", sagte Junya Tanase von JPMorgan Chase in Tokio. Der EU-Gipfel wurde am Freitag fortgesetzt.

Bei den Einzeltiteln standen an den japanischen Börsen die Aktien des Autoherstellers Toyota im Mittelpunkt. Der VW-Rivale rechnet in diesem Geschäftsjahr mit einem deutlich geringeren Betriebsgewinn als bisher. Zur Begründung führte Toyota Produktionsausfälle nach den Überschwemmungen in Thailand an. Doch die Märkte ließen sich kaum von dieser Entschuldigung trösten: Toyota-Papiere gaben 0,4 Prozent nach.

In Südkorea konnte der Handy-Riese Samsung nicht von seinem Etappensieg gegen den US-Rivalen Apple profitieren.
Ein Gericht in Australien hatte ein von dem iPhone- und iPad-Hersteller beantragtes Verkaufsverbot der Galaxy-Geräte aufgehoben. Die Samsung-Aktie gab trotzdem mehr als ein Prozent nach. Am Donnerstag war Samsung mit dem Versuch gescheitert, in Frankreich per Gerichtsentscheid den Verkauf des iPhone 4s zu verhindern.

Euro weitgehend stabil

Der Euro hat am Freitag trotz des Durchbruchs beim EU-Krisengipfel zeitweise nachgegeben. Die Gemeinschaftswährung machte ihre Verluste im fernöstlichen Devisenhandel aber wieder weitgehend wett. Ein Euro wurde mit 1,3340 Dollar bewertet, nachdem er im Verlauf des Vormittagshandels auf 1,3336 nachgegeben hatte.

Bei den Devisenhändlern in Fernost überwog offenbar zunächst die Enttäuschung darüber, dass der Euro-Rettungsmechanismus ESM keine Banklizenz erhalten soll. Außerdem sollen die verschärften Konsolidierungsregeln nicht in einem Vertrag für alle 27 EU-Staaten festgelegt werden, sondern nur in einem für die 17 Euro-Staaten, dem andere EU-Staaten freiwillig beitreten können. Der Euro erholte sich, als bekanntwurde, dass die Euro-Zone prüft, dem IWF über ihre Notenbanken bilaterale Kredite von insgesamt 200 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen.

Der Dollar wurde mit 77,56 Yen gehandelt. Der Schweizer Franken notierte zum Euro mit 1,2345 und zum Dollar mit 0,9256.

(REU)
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