Börse tief im Minus Dax startet so schwach wie nie in ein neues Jahr

Frankfurt · Der Dax ist am Montag im Sog des Crashs an der Börse in Shanghai um 4,3 Prozent auf 10.283 Zähler eingebrochen. Das ist der schwächste Start für den deutschen Aktienmarkt in ein Börsenjahr seit 1988.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Vorausgegangen waren heftige Kursverluste in Asien, nachdem durchwachsene chinesische Industriedaten erneut Befürchtungen um die Wirtschaft geschürt hatten. Chinas Festlandbörsen fielen um sieben Prozent, bevor der Handel für den restlichen Tag ausgesetzt wurde. An der tonangebenden Wall Street lagen die wichtigsten Indizes zum europäischen Handelsschluss mehr als zwei Prozent in Minus.

Nach einem massiven Kurseinbruch hatten Chinas Aktienmärkte erstmals in ihrer Geschichte den gesamten Handel für den Rest des Tages ausgesetzt. Ausgerechnet am Tag seiner Einführung kam damit am Montag umgehend ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der große Schwankungen an den Aktienmärkten verhindern soll. Auslöser für den Kursrutsch waren schlechte Konjunkturaussichten für die zweitgrößte Volkswirtschaft, die mit den Spannungen im Nahen Osten auch andere asiatische Börsen auf Talfahrt schickten.

Das war weltweit zu spüren. Die nationalen Indizes in Paris und London verbuchten Verluste von jeweils mehr als 2 Prozent. "Wachstumssorgen in China und damit Absatzsorgen für deutsche Exporteure drücken die Stimmung am ersten Handelstag nach Neujahr gleich mal in den Keller", schrieb Marktexperte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold Research. Für den Mittelwerteindex MDax ging es um 2,50 Prozent auf 20.256 Zähler nach unten, und der Technologiewerte-Index TecDax büßte 2,03 Prozent auf 1793,60 Punkte ein.

Die recht positiven Daten zur Industriestimmung in der Eurozone konnten den Abwärtstrend ebenso wenig stoppen wie die überraschende Abschwächung der Jahresinflationsrate in Deutschland. Zudem drückte der eskalierende Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran auf die Stimmung der Anleger. Beides sind wichtige Ölförderländer. Manchem Investor dämmere zudem, dass bei dauerhaft niedrigen Ölpreisen und zudem Verwerfungen in den Staatshaushalten in Saudi-Arabien und anderen Ländern Vermögenswerte wie Aktien liquidiert werden könnten oder zumindest weniger Geld für neue Engagements zur Verfügung stehe, führte Marktexperte Saurenz aus.

Die ungünstige Mischung sorgte für den schlechtesten Jahresstart im Dax seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Ansatzweise so schlecht hatte das Jahr 2000 begonnen, als der Leitindex an seinem ersten Handelstag bis zum Börsenschluss um 2,98 Prozent nachgab.

Im Dax stemmten sich die Papiere der Lufthansa etwas gegen den Abwärtstrend und gaben nur um 0,62 Prozent auf 14,475 Euro nach. Die Airline hatte zuvor bekanntgegeben, dass sie 2016 mehr als 4000 neue Mitarbeiter einstellen will, vor allem bei der Billigtochter Eurowings. Einem Börsianer zufolge zeigt dies die Zuversicht der Airline. Zu den größten Dax-Verlierern mit Abschlägen von je mehr als 5 Prozent gehörten die auch europaweit sehr schwachen Autowerte, für die China ein wichtiger Markt ist. Daimler-Papiere etwa büßten 5,08 Prozent ein. Hier konnte selbst die Aussicht auf eine höhere Dividende an die Aktionäre des Stuttgarter Herstellers nicht stützen.

Schlusslicht im Dax waren die Papiere von RWE mit einem Kursverlust von rund 7 Prozent. Die Aktien des Essener Versorgers stehen angesichts der Energiewende in Deutschland sowie wegen der Sorgen um die atomaren Altlasten unter Druck und waren im vergangenen Jahr als schlechtester Dax-Wert um mehr als die Hälfte eingeknickt.

Im TecDax legten Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien gegen den Trend zu. So stiegen SMA Solar an der Index-Spitze um 1,80 Prozent und Nordex gewannen 1,34 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 3,14 Prozent schwächer bei 3164,76 Punkten.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,49 Prozent am vergangenen Mittwoch auf 0,46 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,17 Prozent auf 139,76 Punkte.
Der Bund-Future gewann 0,52 Prozent auf 158,82 Punkte. Angesichts der Inflationsdaten aus Deutschland gab der Kurs des Euro wieder nach und notierte zuletzt bei 1,0794 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0898 (Donnerstag: 1,0887) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9176 (0,9185) Euro.

(felt/dpa/REU)
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