Börse Brexit lässt Dax wieder absacken

Frankfurt/Main · Nach einigen Tagen der Erholung auf dem Parkett hat der drohende britische Abschied aus der Europäischen Union die Anleger am deutschen Aktienmarkt wieder eingeholt.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

Auch die jüngst aufgekommene Sorge um das italienische Bankensystem, das unter faulen Krediten ächzt, verdarb Aktienbesitzern am Dienstag die Stimmung. Von der schwächelnden Wall Street und enttäuschenden US-Industrieauftragsdaten kam am Nachmittag keine Unterstützung.

Entsprechend weitete der Dax im Tagesverlauf seine Verluste aus und schloss 1,82 Prozent im Minus bei 9533 Punkten. Damit knüpfte der deutsche Leitindex an seinen schwachen Wochenauftakt an. Die vorangegangene Erholungsrally, dank der er die Hälfte des Kursrutsches nach dem Brexit-Votum wettgemacht hatte, ist erst einmal vorbei.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen rutschte am Dienstag um 2,06 Prozent auf 19.482 Punkte ab. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 1,66 Prozent auf 1577,01 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete sich 1,72 Prozent tiefer bei 2812,88 Punkten aus dem Handel. In Paris gab der Cac-40-Index ähnlich deutlich nach.

Dagegen schaffte der Londoner FTSE 100 dank des schwachen britischen Pfunds, welches die Exportchancen für britische Produkte begünstigt, ein moderates Plus. An der Wall Street, wo am Vortag wegen des amerikanischen Unabhängigkeitstags nicht gehandelt worden war, notierte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss rund ein halbes Prozent im Minus.

"In der vergangenen Woche spekulierten die Anleger noch darauf, nach dem Brexit-Votum würde alles am Ende nicht so schlimm kommen", schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Mit etwas zeitlichem Abstand und angesichts der politischen Turbulenzen in Großbritannien aber "schwindet die Hoffnung auf eine baldige Lösung dieses Problems mehr und mehr".

Defensive Werte hielten sich im schwachen Gesamtmarkt vergleichsweise gut - gilt doch in ungewissen Börsenzeiten die Devise, dass Dinge des täglichen Bedarfs immer benötigt werden. Die Papiere des Konsumgüterherstellers Beiersdorf schafften sogar den Sprung in die Gewinnzone und schlossen 0,60 Prozent höher - damit nahmen sie den ersten Platz im Dax ein. Die Aktien der Immobiliengesellschaft Vonovia waren mit plus 0,02 Prozent zweitbester Indexwert.

Bei Thyssenkrupp sehen die Analysten des Investmenthauses Kepler Cheuvreux derweil keine Kaufgelegenheit mehr und stuften die Papiere des Industrie- und Stahlkonzerns ab. Infolge des Brexit-Votums dürfte sich ein in Medienberichten spekulierter möglicher Zusammenschluss des europäischen Stahlgeschäfts mit Tata Steel Europe zumindest verzögern, hieß es. Ein Millionenauftrag aus Indien für die Kieler Thyssenkrupp-Werft half den Aktien nicht: Sie büßten als Dax-Schlusslicht 6,61 Prozent ein. Im MDax gehörten die Titel des Stahlkonkurrenten Salzgitter mit minus 4,75 Prozent zu den größten Verlierern.

Für die zuletzt gut gelaufenen Aktien der Versorger RWE und Eon ging es um jeweils rund zweieinhalb Prozent bergab. Hier machten einige Anleger erst einmal Kasse. Die Anteile des im MDax notierten Modeunternehmens Hugo Boss verbilligten sich um 2,86 Prozent, nachdem das Investmenthaus Jefferies seine Kaufempfehlung gestrichen hatte.

Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,21 Prozent am Vortag auf minus 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 144,19 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,41 Prozent auf 167,88 Punkte. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1081 US-Dollar. Davor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1146 (Montag: 1,1138) Dollar festgelegt; der Dollar kostete damit 0,8972 (0,8978) Euro.

(felt/dpa)
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