Handel war seit zwei Wochen ausgesetzt Bitcoin-Handelsplattform MtGox ist offline

Tokio · Zwei Wochen, nachdem der Handel mit der Internetwährung Bitcoin auf der Plattform MtGox ausgesetzt wurde, ist die Seite im Netz nun verschwunden. Am Dienstag erschien unter der Adresse www.mtgox.com nur noch eine weiße Seite - und die Besitzer sind ihr virtuelles Geld offenbar los.

Das ist die Internet-Währung Bitcoin
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Das ist die Internet-Währung Bitcoin

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Foto: ap

Die Website der bekannten Bitcoin-Börse MtGox ist nicht mehr erreichbar. "Wir konnten nichts tun", versicherte die japanische Finanzaufsicht, zuständig für Banken, Versicherungen und Häuser, die mit realen Werten an Börsen handeln.

Im sozialen Netzwerk Facebook stammt der letzte Eintrag aus dem Dezember 2013. Beim Kurznachrichtendienst Twitter ist kein einziger Tweet mehr in der Timeline zu sehen. Eine offizielle Mitteilung der MtGox-Betreiber steht bisher noch aus.

Die virtuelle Währung Bitcoin war im Jahr 2009 als Antwort auf die internationale Finanzkrise erfunden worden. Geschaffen hatte sie ein unbekannter Programmierer, der eine von Staaten, Zentralbanken und anderen Finanzinstituten unabhängige Währung wollte. Das virtuelle Geld wird durch komplexe Verfahren berechnet. Der Wechselkurs zu echten Währungen schwankt aber stark. Zentralbanken warnen vor den Risiken der Währung für die Nutzer. Auch Verbraucherschützer äußern schon lange Zweifel an der Verlässlichkeit des digitalen Zahlungsmittels.

Seit Februar alle Abhebungen gesperrt

MtGox, eine der ältesten und wichtigsten Plattformen für den Handel mit Bitcoins, hatte am 7. Februar alle Aktivitäten gestoppt. Die Anleger kamen an ihre virtuellen Guthaben nicht mehr heran, weil alle Bitcoin-Abhebungen gesperrt wurden. MtGox erklärte, ein Softwarefehler sei der Grund, und versprach in der vergangenen Woche, alles komme wieder in Ordnung.

Gleichzeitig teilte der Betreiber der Plattform mit, seinen Sitz "aus Sicherheitsgründen" in die japanische Hauptstadt Tokio verlegt zu haben. Dieser Umzug habe zu Verzögerungen bei der Lösung der technischen Probleme geführt. Am Montag teilte die Bitcoin-Stiftung in den USA mit, MtGox-Chef Mark Karpelès habe seinen Verwaltungsratssitz in der Stiftung aufgegeben. Laut einem Bericht des IT-Portals "Golem.de" legten zuletzt Meldungen der Börse nahe, dass MtGox möglicherweise bestohlen wurde und eine Insolvenz bevorstehe. Mit dem Offlinestellen der Website erhärtet sich der Verdacht, dass die Börse pleite ist.

Der Kurs des Bitcoin auf MtGox.com fiel seitdem. Am Dienstag erreichte er 135 Dollar (etwa 98 Euro), nach mehr als 900 Dollar im Januar. Auf anderen Plattformen wie CoinDesk war ein Bitcoin am Dienstag 522 Dollar wert.

Angeblicher "Krisenplan" kursiert

Im Internet kursierte ein angeblicher "Krisenplan" von MtGox, demzufolge das Unternehmen in den vergangenen Jahren unbemerkt 744.400 Bitcoins verloren haben soll. Die Kurse funktionierender Plattformen zugrunde gelegt, hatten diese am Dienstag einen Gesamtwert von mehr als 300 Millionen Dollar. Die Echtheit des Dokuments konnte zunächst nicht überprüft werden.

Sechs große Bitcoin-Plattformen gingen öffentlich auf Distanz. In einer gemeinsamen Erklärung bezeichneten sie die virtuelle Währung als "intakt" und machten MtGox für das Fiasko verantwortlich. "Diese tragische Missachtung des Vertrauens von MtGox-Nutzern" sei Folge des Handelns eines einzelnen Unternehmens und reflektiere nicht die Widerstandsfähigkeit oder den Wert des Bitcoin und der gesamten Branche, erklärten die Unternehmen Coinbase, Kraken, Bitstamp.net, BTC China, Blockchain.info und Circle. "Wie in jeder neuen Branche gibt es Betrüger, die ausgemerzt werden müssen, und so etwas erleben wir heute", erklärten die Firmen. Bei MtGox habe es an Sicherheit und Transparenz gemangelt.

"Pony"-Botnet hat es auf virtuelle Währungen abgesehen

Die US-Firma Trustwave teilte am Montag mit, Kriminelle hätten zahlreiche Computer mit einem Schadprogramm namens "Pony" infiziert und damit ein kriminelles Netzwerk, Botnet genannt, geschaffen. Die Bande habe es auf den Bitcoin, aber auch andere virtuelle Währungen wie LiteCoin, FeatherCoin und 27 andere abgesehen. Die Cyber-Bande sei zwischen September 2013 und Mitte Januar 2014 aktiv gewesen. Bitcoins zu stehlen und sie in eine andere Währung wie zum Beispiel Dollar umzutauschen, "ist viel einfacher als Geld von einer Bank zu stehlen".

Hinter Bitcoin stehen im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen weder Zentralbanken noch Regierungen. Bitcoins sind daher nicht durch physische Vermögenswerte gedeckt. Der Wert der wohl bekanntesten Online-Währung ist lediglich vom Vertrauen seiner Nutzer abhängig.

(AFP/jre/rtr)
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