Ärger um Dioxin-Eier Behörden drohen Hühnerbauer mit Zwangsmaßnahmen

Essen/Düsseldorf · Nach dem Fund von PCB-belasteten Hühnereiern auf einem Hof in Ostwestfalen drohen die Behörden dem Eigentümer mit Zwangsmaßnahmen. Der Tierhalter sei weiterhin im Urlaub und habe den Behörden über einen Verwalter am Mittwochabend den Zutritt zum Hof verwehrt, sagte der im NRW-Ministerium für Verbraucherschutz zuständige Abteilungsleiter Peter Knitsch am Donnerstag in Essen.

Wichtige Bio-Siegel und ihre Anforderungen
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Foto: EU

Wenn es dabei bleibe, würden die Behörden einen Durchsuchungsbeschluss beantragen. Es gebe "massivste Indizien" für Verstöße gegen Meldevorschriften, die mit Bußgeldern bis zu 20.000 Euro belegt seien.

Anzeige gegen Unbekannt

Das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hat unterdessen Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelrecht erstattet. Die Anzeige richte sich gegen Unbekannt, berichtete das Bielefelder "Westfalen-Blatt" am Donnerstag in seiner Onlineausgabe. Zudem wolle der Landkreis Minden-Lübbecke bei der Staatsanwaltschaft die Durchsuchung der betroffenen Geflügelfarm beantragen.

Es würden alle Zwangsmaßnahmen ausgeschöpft, um an sämtliche Unterlagen des Hofs zu kommen, sagte ein Sprecher des NRW-Verbraucherschutzministeriums dem "Westfalen-Blatt". Es habe sich der Verdacht erhärtet, dass der Inhaber des Hofs die Belastung seiner Bio-Eier mit dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (PCB) zu spät gemeldet habe. Zudem soll er demnach Vertriebswege seiner Eier verschwiegen haben. Dem Betriebsinhaber drohten deshalb ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und ein Bußgeld von bis zu 20.000 Euro.

Die mit dioxinähnlichen PCB belasteten Eier werden seit Mittwoch entsorgt. Die Ursache für die Belastung sei weiter unklar, sagte Knitsch. Ergebnisse von Bodenproben lägen noch nicht vor. In der Nähe des Hofes liegen eine ehemalige Bauschuttdeponie und eine ebenfalls seit Jahren geschlossene Deponie für Kunststoffteile. Außerdem gebe es eine 2003 stillgelegte Ziegelei, die im aktiven Betrieb für Beschwerden wegen Rauch- und Rußentwicklung gesorgt habe, sagte ein Sprecher des Essener Landesamtes für Verbraucherschutz.

Keine Gefahr für Verbraucher

Gesundheitsgefahr für die Verbraucher besteht nach Angaben des Ministeriums beim Verzehr normaler Mengen der Eier nicht. Die Hühner, die die Eier gelegt haben, müssen wahrscheinlich getötet werden. Die Entscheidung liege aber bei den Haltern, sagte Knitsch.

Die Eier aus Ostwestfalen waren von einem Betrieb in Euskirchen verpackt worden. Eier-Proben hatte ein Labor in Schleswig-Holstein untersucht. Alle drei Beteiligten - Produzent, Verpackungsfirma und Labor - hätten wahrscheinlich gegen Meldevorschriften verstoßen, sagte Knitsch. Die überhöhten Werte seien nämlich schon am 15. März bekanntgewesen aber erst am 26. März der zuständigen Kreisbehörde gemeldet worden.

Der weitere Fall von dioxinbelasteten Eier bei zwei kleinen Direktvermarktern in Duisburg stelle sich völlig anders dar als der in Ostwestfalen. Hier gehe es um viel geringere Mengen und die beiden Erzeuger kooperierten im Gegensatz zu dem Hof in Ostwestfalen bestmöglich mit den Behörden.

(lnw)
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