Zeitschrift "Finanztest" Jede fünfte Bausparkasse fällt durch

Düsseldorf · Die Zeitschrift "Finanztest" hat die Beratungsqualität von 20 Unternehmen geprüft. Ergebnis: viermal mangelhaft, nur dreimal gut. Und auch wenn vieles besser ist als früher: Schlechte Beratung kann einen Kunden Tausende Euro kosten.

Bausparkasse: Jede fünfte fällt beim "Finanztest" durch
Foto: shutterstock/ Andrei Shumskiy

Bausparen gehört traditionell zu den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen. Man spart einen Betrag X an, danach bekommt man ein zinsgünstiges Darlehen von der Bausparkasse, mit dem man einen Teil seines Eigenheims oder von dessen Sanierung bezahlt. So funktioniert Bausparen - extrem vereinfacht. Bei der Auswahl des passenden Anbieters braucht der Kunde natürlich auch Beratung, und die hat jetzt die Zeitschrift "Finanztest" geprüft. Ergebnis: Von den 20 untersuchten Instituten wurden vier mit "mangelhaft" bewertet, nur dreimal vergaben die Tester die Note "gut".

In einzelnen Beratungen seien offenbar Fehler gemacht worden, teilte der Verband Privater Bausparkassen mit. Dies gelte es genauer zu analysieren, sagte ein Verbandssprecher. Deshalb sei es für ein abschließendes Urteil noch zu früh. Natürlich wollten die privaten Bausparkassen "durchgängig nicht nur eine hohe Produktqualität, sondern auch eine hohe Beratungsqualität gewährleisten".

Um die müssen sich vor allem jene Gedanken machen, die in der "Finanztest"-Rangliste ganz hinten liegen. Mal wurden die Vorgaben der Tester nicht eingehalten (die wollten nach zehn Jahren eine Immobilie finanzieren, sollten aber zum Teil länger sparen, im Extremfall bei der LBS Rheinland-Pfalz sogar 25 Jahre), mal wurden Tilgungsraten vereinbart, die die finanzielle Leistungskraft der Kunden sprengten (wer kann 70 Prozent seines Einkommens in die Tilgung eines Kredits stecken?), mal gab es keine vernünftigen Unterlagen, mit deren Hilfe Kunden die Offerten verschiedener Anbieter hätten vergleichen können. Im Extremfall kostete Schlechtberatung einen Kunden mehrere Tausend Euro, wie "Finanztest" berichtet.

Zu denen, die im Test mit "mangelhaft" benotet wurden, gehört die LBS West. Die zeigte sich gestern von dem Ergebnis "überrascht" und erklärte auf Anfrage: "Zugleich sind wir damit nicht zufrieden. Wir haben bei unseren eigenen Testkäufen, durchgeführt von einem externen, unabhängigen Dienstleister, die aufgrund der Fallzahl von zuletzt 226 übrigens repräsentativ sind im Gegensatz zu den Testkäufen von Finanztest, sehr gute Ergebnisse erreicht." Trotz der Kritik an der aus LBS-Sicht mangelnden Aussagekraft lässt die "Finanztest"-Studie die LBS West aber nicht kalt: "Wir nehmen das Abschneiden selbstverständlich zum Anlass und als Ansporn, uns auch bei derartigen Tests in Zukunft erheblich besser zu positionieren".

Einige Bausparkassen haben abseits solcher Tests in der jüngeren Vergangenheit bereits den Unmut von Teilen der Öffentlichkeit zugezogen. Das traf unter anderem die Bausparkasse Mainz und Schwäbisch Hall, die noch im Dezember des vergangenen Jahres von der Verbraucherzentrale NRW abgemahnt wurden, weil sie zu Unrecht verlangte Kreditbearbeitungsgebühren nicht zurückzahlen wollten. Andere gerieten in die Kritik, weil ihre Mitarbeiter angeblich - juristisch legitim - Sparer nach Erreichen der Zuteilungsreife aus attraktiven Alt- in schlechter verzinste Neuverträge locken und dafür hohe Provisionen kassieren sollten. Viele Kunden saßen auf Altverträgen mit hohen Sparzinsen, die bei Kunden mit Anspruch auf Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmer-Sparzulage noch lukrativer wurden. Für Bausparkassen, die an den Finanzmärkten selbst kaum noch nennenswert Geld verdienen, werden solche Verträge irgendwann zum Problem.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort