Ankündigung von Neuwahlen in Griechenland Athen sorgt für Schock an Finanzmärkten

Frankfurt/Main · Das endgültige Scheitern einer Regierungsbildung im pleitebedrohten Griechenland hat die Finanzmärkte am Dienstag schockiert. Nachdem es aus Athen hieß, dass es nur noch den Weg zu Neuwahlen gebe, setzte an den Märkten eine Verkaufswelle ein.

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Der deutsche Leitindex Dax, der nach überraschend starken Daten zum Wirtschaftswachstum in Deutschland zeitweise knapp ein Prozent zugelegt hatte, brach am Nachmittag bis auf 6353 Punkte ein. Damit erreichte er den tiefsten Stand seit Januar. Mit minus 0,79 Prozent auf 6401,06 Punkten ging er schließlich leicht erholt aus dem Handel. Der MDax verlor 0,30 Prozent auf 10 332,76 Punkte und der TecDax sank um 0,29 Prozent auf 769,47 Punkte.

Die Hiobsbotschaft aus Athen schickte die Börsen in ganz Europa auf Talfahrt. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone büßte 1,06 Prozent auf 2178,67 Punkte ein. In den USA verhalfen hingegen heimische Wirtschaftsdaten den Börsen zu moderaten Gewinnen und trugen damit letztlich auch zur Stabilisierung der Börsen in Europa bis Handelsschluss bei.

Als sicher geltende Anlagen wie deutsche Staatsanleihen erhielten Zulauf in diesem unsicheren Marktumfeld. Der Bund Future als Indikator dieser Tendenz erholte sich bis auf 143,53 Punkte, bevor er zum Aktienhandelsschluss dann wieder um 0,15 Prozent auf 143,33 Punkte fiel. Der Kurs des Euro ging hingegen nachhaltiger auf Talfahrt. Er sank mit 1,2764 US-Dollar deutlich unter die Marke von 1,28 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2843 (Montag: 1,2863) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7786 (0,7774) Euro.

An den internationalen Anleihemärkten waren die Reaktionen ebenfalls heftig: Im richtungweisenden zehnjährigen Laufzeitbereich kletterten die Renditen für Papiere aus Spanien und Italien kräftig auf 6,306 und 5,845 Prozent. Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade war überrascht von den zeitweise heftigen Reaktionen an den Märkten, denn "eine Pleite Griechenlands ist quasi in den Märkten eingepreist.
Es ist daher erstaunlich, was für einen Einfluss negative Nachrichten aus dieser Richtung dennoch haben". In Griechenland wird wahrscheinlich am 17. Juni neu gewählt und damit nur wenige Woche nach den letzten Wahlen.

Am deutschen Aktienmarkt standen zum Ende der Berichtssaison noch drei Großkonzerne mit Quartalszahlen im Blick. Eine regelrechte Berg- und Talfahrt legte das Papier von ThyssenKrupp aufs Parkett. Die Aktie, die wegen eines enttäuschenden Ausblicks auf das Gesamtgeschäftsjahr 2011/12 bis auf 14,78 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit April 2009 gefallen waren, schloss als zweitstärkster Dax-Wert mit plus 1,55 Prozent auf 16,01 Euro. Anleger honorierten, dass der größte deutsche Stahlkonzern den Verkauf seiner neu errichteten Stahlwerke in Brasilien und den USA prüft. Die Merck-Anteile büßten nach laut Händlern "wenig überzeugenden Quartalszahlen" 2,79 Prozent ein. Die Papiere der Allianz sanken nach endgültigen Zahlen, die keine Überraschungen enthalten hatten, marktkonform um 0,73 Prozent.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,17 Prozent am Vortag auf 1,20 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,15 Prozent auf 133,67 Punkte.

(dpa)
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