Griechenland in der Krise Ackermann rechnet nicht mit Pleite Athens

Davos · Griechenland wird nach Einschätzung von Deutsche-Bank -Chef Josef Ackermann nicht pleitegehen. "Ich bin zuversichtlich, wir tun alles, damit es nicht zur Insolvenz kommt", sagte der Vorsitzende des Internationalen Bankenverbands IIF in einem Interview.

Die Karriere des Josef Ackermann
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Foto: AP

Der Verband vertritt die privaten Gläubiger des Landes in den Verhandlungen mit der Regierung über einen Schuldenerlass. "Ich glaube, wir haben großes Interesse, in den nächsten Tagen eine Lösung zu finden", sagte Ackermann dem Fernsehsender CNBC in einem weiteren Interview am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. "Wir brauchen jemanden auf staatlicher Seite, der tatsächlich eine Entscheidung treffen kann. Wir kommen dem näher, wir sind bereit zu verhandeln." Ein Schuldenerlass ist eine wichtige Voraussetzung für weitere Hilfskredite der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) über 130 Milliarden Euro.

Ackermann appellierte an die Kompromissbereitschaft aller Beteiligten, um einen Zahlungsausfall (Default) Griechenlands abzuwenden. "Wir müssen alle unseren Beitrag leisten, die Privaten tun es", sagte er dem Deutschen Anleger Fernsehen (DAF) am Donnerstag laut einer von dem Sender verbreiteten Mitschrift. "Wenn wir für Griechenland eine Lösung finden und um einen Default herumkommen, dann haben wir eine wesentlich verbesserte Situation." Wenn die Schuldenkrise gelöst werde und Investoren bereit seien, wieder Geschäfte zu machen, dann könne dies viel ändern.

Umschuldung muss Ausnahme bleiben

Eine Umschuldung Griechenlands müsse aber eine Ausnahme bleiben, betonte Ackermann. "Griechenland muss ein Sonderfall bleiben in der Frage, ob Staatsanleihen risikofrei sind." Ansteckungseffekte auf andere hoch verschuldete Länder wie Portugal schloss er nicht aus: "Natürlich kann es Ansteckungseffekte geben, das ist auch meine Hauptsorge wegen Griechenland."

Ackermann, der den Chefposten der Deutschen Bank im Frühjahr an die Vorstandsmitglieder Anshu Jain und Jürgen Fitschen abgibt, erwartet 2012 keine einfaches Geschäft: "Wir werden wahrscheinlich nochmals ein anspruchsvolles Jahr haben", sagte er dem DAF. "Der Beginn war besser als das Ende des letzten Jahres, aber nicht so gut, wie vor einem Jahr." Seinerzeit hatte das Institut den Markt mit einem unerwartet hohen Quartalsgewinn verblüfft. Verhalten äußerte sich Ackermann zur Stimmung. "Ich bin etwas optimistischer, aber die Stimmung ist insgesamt eher pessimistisch."

Deutlich wies der scheidende Vorstandschef Spekulationen auf eine Kapitalerhöhung zurück. Auf die Frage, ob er einen solchen Schritt erwarte, antwortete er dem Sender CNBC: "Absolut nicht." Am Markt war zuletzt spekuliert worden, die Deutsche Bank könne ihr Kapital erhöhen, um Regulierungsvorgaben zu erfüllen.

(REU)
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