Regulierungsauflagen 40 Prozent der Banken verlieren den Überblick

Hamburg · Das deutsche Finanzsystem soll durch neue Verordnungen stabilisiert und Fehlentwicklungen verhindert werden. Vier von zehn Instituten haben jedoch keine vollständige und klare Übersicht über die für ihr Haus wesentlichen regulatorischen Anforderungen.

Das sind die spektakulärsten Bankensitze weltweit
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Sparkassen und große Banken kennen sich am ehesten aus. Genossenschaftsinstitute und kleinere Banken hinken am stärksten bei den Anpassungen an die neuen Regulierungen hinterher. Das ergibt die Studie der PPI AG zu den "Auswirkungen von Regulierungen auf Kreditinstitute", die im Spätsommer 2013 unter 80 Kreditinstituten durchgeführt wurde.

MaRisk, Basel III, MaSan, IFRS 9 - eine Flut neuer Regularien ergießt sich seit der letzten Finanzkrise auf Finanzunternehmen in Deutschland. Jedoch haben 40 Prozent der Banken keine vollständige und klare Übersicht, welche Vorschriften für sie relevant sind, wie weiter aus der Studie hervorgeht. Das gilt insbesondere für kleine Geldhäuser mit weniger als einer Milliarde Euro Bilanzsumme. Jedes zehnte Kreditinstitut gibt zudem an, dass es nur geringes Vertrauen in die Richtigkeit und die Auslegung der Anpassungen in ihrem Unternehmen hat. Auch diese Meinung ist hauptsächlich bei den kleinen Instituten zu finden.

"Fachliche Unkenntnis und fehlendes Vertrauen in die eigene Umsetzungskompetenz sind natürlich eine gefährliche Mischung", sagt Peter Hoffner, Studienleiter, Risikomanagementexperte und Mitglied der Geschäftsleitung bei der PPI AG. Das erklärt, warum vor allem kleine Banken bei der Anpassung an regulatorische Anforderungen hinterherhinken. Verzögerungen gibt es vor allem bei der Umsetzung der Transparenz und Sicherheit im Handel mit OTC-Derivaten (EMIR), den Prüfungen der Bundesbank, der Bewertung von Finanzinstrumenten durch den International Financial Reporting Standard 9 (IFRS 9) und den Mindestanforderungen an die Ausgestaltung von Sanierungsplänen (MaSan).

Am stärksten von den regulatorischen Anforderungen beeinflusst werden die Bereiche Risikosteuerung, Berichtswesen und Compliance. Auch die Erstellung einer entsprechenden Übersicht liegt hauptsächlich in der Verantwortung des Risikomanagements. In Geschäfts- und Privatbanken wird diese Aufgabe häufig auch dem Bereich Compliance zugesprochen, wie weitere Studienergebnisse belegen.

Großbanken und Sparkassen profitieren von zentral geregelten Vorgaben

Großbanken und Sparkassen gaben bei der PPI-Studie an, dass sie alle für sie relevanten Regulierungen kennen. "Das ist vor allem strukturell begründet", sagt Studienleiter Peter Hoffner. Großbanken haben in der Regel eigene Compliance-Abteilungen. "Dort wird die Verantwortung für die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben auf mehrere spezialisierte Experten verteilt. Kleinen Banken stehen hingegen meist nur wenige Mitarbeiter dafür zur Verfügung", so Hoffner. Sparkassen wiederum haben durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), dem Dachverband der Sparkassen-Finanzgruppe, einen zentralistischen Überbau. "So ist auch nicht verwunderlich, dass die befragten Sparkassenmitarbeiter voll und ganz der Richtigkeit und vorgegebenen Auslegung der Anpassungen vertrauen", sagt PPI-Risikomanagementexperte Hoffner.

(ots)
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