Heikle Kontobeziehungen mit dubiosen Kunden Harte Vorwürfe gegen Credit Suisse

Düsseldorf · Das Schweizer Geldhaus soll über Jahre hinweg Kunden mit dubiosem Hintergrund die Türen geöffnet haben – korrupten Politikern, Menschenhändlern, Drogendealern. Die Bank bestreitet alle Vorwürfe. Die Finanzaufsicht ist eingeschaltet.

               

              

Foto: dpa/Urs Flueeler

Bis vor acht Jahren gab es in der Schweiz noch ein rechtlich verankertes Bankgeheimnis  – eine gesetzliche Verpflichtung für Geldhäuser und ihre Beschäftigten, die Privatsphäre ihrer Kundinnen und Kunden gegenüber Dritten zu schützen.  Informationen über Kunden und Konten waren tabu. Dann traten die Eidgnossen dem Informationsaustausch-Abkommen in Steuerangelegenheiten bei, und das Bankgeheimnis, das die Schweizer so berühmt wie beliebt gemacht hatte, war in großen Teilen Geschichte.

Trotzdem bleiben die empfindlichen Daten natürlich in der Regel gut geschützt. Deshalb trifft es die Großbank Credit Suisse umso stärker, dass ein internationales Rechercheteam jetzt Daten von 30.000 Kunden mit 18.000 Konten und einem Volumen von 100 Milliarden Euro zugespielt bekommen hat. Geld von angeblich zwielichtigen Kunden wie korrupten Politikern und Autokraten, mutmaßlichen Kriegsverbrechern sowie Menschenhändlern, Drogendealern und anderen Kriminellen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet hat. Das trifft die Bank also im doppelten Sinne: erstens, weil es natürlich Ermittler und die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) auf den Plan gerufen hat; zweitens, weil das Vertrauen der Kunden auf Verschwiegenheit das oberste Gut der Banker ist.

Deshalb hat das Unternehmen am Montag auch zum Gegenschlag ausgeholt: „Die Credit Suisse weist die Vorwürfe und Unterstellungen über angebliche Geschäftspraktiken der Bank entschieden zurück. Die Berichterstattung basiert auf unvollständigen, fehlerhaften oder selektiven Informationen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, um die Bank in tendenziöser Art und Weise darzustellen.“ Die Credit Suisse könne sich aus gesetzlichen Gründen nicht zu potenziellen Kundenbeziehungen äußern, bestätige aber, dass sie die nötigen Maßnahmen „in Übereinstimmung mit den jeweils anwendbaren Richtlinien und regulatorischen Anforderungen getroffen und offene Fragen bereits adressiert“ habe.

Rund 90 Prozent der geprüften Konten seien geschlossen, bei 60 Prozent sei das vor 2015 geschehen.  oder befanden sich vor dem Eingang der Medienanfragen bereits in Saldierung. Über 60 Prozent der Schließungen erfolgten vor 2015. „Hinter den Behauptungen einiger Medien steckt offensichtlich eine konzertierte Aktion mit der Absicht, nicht nur die Bank, sondern den gesamten Schweizer Finanzplatz, der sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt hat, in Verruf zu bringen“, urteilt die Bank.

So weit die Stellungnahme der Credit Suisse, die mit dem letzten daraus zitierten Satz auch einen politisch wunden Punkt berührt: Im Europa-Parlament hat die Europäische Volkspartei (EVP) eine Überprüfung der Bankpraktiken in der Schweiz und die mögliche Aufnahme des Landes in die schwarze Liste der EU von Ländern mit hohem Geldwäsche-Risiko gefordert.

Wann die letzten Konten geschlossen wurden und unter welchen Voraussetzungen, bleibt offen. Jedenfalls  wird die Bank jetzt auch von der Finma unter die Lupe genommen.  Die äußert sich aber wie üblich in solchen Fällen nicht, sondern verweist auf die Bekämpfung von Geldwäsche als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Eine entscheidende Frage lautet: Gab es Kontoeröffnungen bei der Credit Suisse, bei denen die Bank wusste, dass sie es mit dubiosen Kunden zu tun bekommen würde? Grundsätzlich ist es so, dass Banken Verdachtsfälle den Behörden melden müssen. Fälle also, bei denen der Verdacht besteht, dass die Herkunft von Kundengeldern beispielsweise aus Straftaten stammt oder eben für Verbrechen verwendet worden ist oder werden könnte. Ob die zweitgrößte Schweizer Bank Credit Suisse da geschlampt hat, bleibt vorerst offen. Dass es den Bankern allerdings nicht spanisch vorgekommen sein soll, dass ein ehemaliger Siemens-Manager zwischenzeitlich sechs Konten  hatte, auf einem einzigen gar 54 Millionen Franken, ist kaum vorstellbar. „Eine Summe, die mit seinem Siemens-Gehalt schwer zu erklären ist.“, heißt es in der „Süddeutschen Zeitung“. Der Manager soll ein Fehlverhalten abgestritten haben.

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