Düsseldorf Facebook will um Kinder werben

Düsseldorf · Bei Apple sollen Kinder selbst Apps kaufen können. Experten bleiben gelassen.

von Marcel Kleifeld

Der US-Riese Facebook arbeitet offenbar daran, Accounts ("Konten") von Kindern unter 13 Jahren zuzulassen. Das berichten der "Guardian" und das "Wall Street Journal". Demnach entwickelt der Konzern eine Software, durch die sich auch jüngere Kinder bei Facebook registrieren können. Wegen strenger Datenschutzrichtlinien ist dies aktuell noch verboten.

Die Idee ist, dass Eltern ihr Profil mit dem ihres Kindes verknüpfen. Sie orientiert sich an einem Antrag des US-Patentamtes. Um ein Kinderprofil anzulegen, müssen Eltern demnach zunächst ihre eigene Identität nachweisen. Sie können schließlich kontrollieren, mit wem ihre Kinder virtuell befreundet sind und welche Apps sie nutzen. Es ist stets das Einverständnis der Eltern erforderlich.

Nutzer, die jünger als 13 Jahre alt sind, können sich bislang nur registrieren, wenn sie ihr Alter unwahr auf mindestens 13 heraufsetzen. Laut dem Verbraucherschutzmagazin "Consumer Reports" waren im vergangenen Jahr knapp 7,5 Millionen solcher Kinder aktiv gewesen.

Neben Facebook will auch Apple um Kinder werben. Auf der großen Entwicklerkonferenz wurde in dieser Woche bekannt, dass mit dem Update auf das Betriebssystem iOS 8 das "Family Sharing" ("Familienteilen") eingeführt wird. Dies ermöglicht es Kinder, mit ihrem eigenen Gerät über einen Sub-Account ihrer Eltern im iTunes-Store Apps zu kaufen. Bei den Käufen bedarf es der elterlichen Zustimmung.

Für den Berliner Experten für Kindermedien, Thomas Feibel, ist es "nicht überraschend", dass Konzerne wie Facebook und Apple verstärkt auch auf unter-13-Jährige setzen. "Es ist sogar realistisch", sagt Feibel, der zum Themenbereich Computer-Umgang von Kindern mehrere Bücher geschrieben hat. Trotz des bisherigen Verbotes von Facebook seien dort bereits viele jüngere Kinder aktiv.

Der Experte erwartet keine neu auftretenden Risiken für den Nachwuchs. "Die Gefahren bei Facebook sind die gleichen, wie sie generell im Internet auftreten", sagt Feibel. Entsprechend empfiehlt er, mit Kindern vor der Internet-Nutzung zu sprechen und Aspekte wie Privatsphäre oder Fotos zu thematisieren.

Feibel hält eine gesunde Mischung aus Vertrauen und Kontrolle für sinnvoll. Bei einem Achtjährigen sei Kontrolle dabei wichtiger als bei einem 13-Jährigen, der schon mehr Internet-Erfahrung habe. Es sei allerdings auch die Frage, ob es gerade ältere Kinder mögen, wenn ihre Facebook-Aktivitäten ständig von ihren Eltern überwacht würden.

Überdies teilte Facebook gestern den Kauf des finnischen Mobilfunk-Dienstleisters Pryte mit. Der US-Konzern verspricht sich davon eine Ausweitung der Internetzugänge in bislang nicht versorgte Regionen der Welt.

(RP)
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