Frankfurt/M. EZB-Programm lässt Kurse von Staatsanleihen steigen

Frankfurt/M. · Die Notenbank kaufte nach eigenen Angaben französische, niederländische und belgische Anleihen.

Das billionenschwere Anleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) und der nationalen Notenbanken im Euro-Raum ist gestern zwar erfolgreich gestartet, doch an den Finanzmärkten bleiben Zweifel am dauerhaften Gelingen der Pläne. Es bleiben zwei Probleme: Erstens befürchten Marktbeobachter, die Geschäftsbanken könnten den Erlös aus dem Verkauf von Staatsanleihen nicht in neue Kredite stecken, sondern lieber rentablere Unternehmensanleihen und Aktien kaufen, so dass die EZB-Aktion wirkungslos verpuffen könnte. Zweitens wäre es umgekehrt denkbar, dass manche Geschäftsbanken die Anleihen gar nicht abgeben wollen, weil Staatsbonds nach den Kapitalvorschriften der europäischen Bankenaufsicht als risikolos gelten und deshalb nicht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen. Die Wirkung des Anleihenkaufs hängt am Ende also daran, was für die Banken die günstigere Variante ist.

Der Start hat aber offenbar funktioniert. Die EZB kaufte nach eigenen Angaben französische, niederländische und belgische Anleihen, auch die Bundesbank hat mitgemischt. "Wir sind seit dem Vormittag am Markt aktiv", sagte ein Sprecher der deutschen Notenbank. Die Kurse der Anleihen stiegen nach Beginn der Kaufaktion, die Renditen sanken folgerichtig weiter. Zehnjährige Bundesanleihen beispielsweise brachten nur noch eine Verzinsung von 0,34 Prozent. Zum Vergleich: Gleich lang laufende britische Anleihen brachten eine Verzinsung von 1,93 Prozent. Damit war der Rendite-Unterschied zwischen beiden Staatstiteln größer denn je. Auch die Renditen für zehnjährige spanische und italienische Anleihen gaben deutlich nach.

Das Anleihenkaufprogramm im Euro-Raum sieht vor, dass große Teile des Anleihenkaufs über die jeweils nationalen Notenbanken abgewickelt werden sollen und nur knapp ein Zehntel der Käufe direkt über die Europäische Zentralbank läuft. Insgesamt sollen in das "Quantitative Easing" monatlich bis zu 60 Milliarden Euro und somit binnen eineinhalb Jahren bis September 2016 mehr als eine Billion Euro fließen.

(RP)
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