Bieterschlacht um Aufzüge Ex-Bieter sieht Pleitegefahr bei Thyssenkrupp

Essen · Der ausgebootete Aufzughersteller erläutert seinen Rückzug, die Aktie der Essener fällt um sechs Prozent.

 Kone-Chef Henrik Ehrnrooth erläutert den Rückzug.

Kone-Chef Henrik Ehrnrooth erläutert den Rückzug.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Im Bieterkampf um die Aufzugsparte von Thyssenkrupp wird mit harten Bandagen gekämpft. Nun meldet sich der finnische Hersteller Kone zu Wort, der zuvor aus dem Rennen ausgeschieden war. Kone-Chef Henrik Ehrnrooth sagte unserer Redaktion: „Wir haben uns zurückgezogen, weil wir nicht sicher sein konnten, dass unsere Vorauszahlung auch sicher sein wird. Nachdem Moody’s Thyssenkrupp herabgestuft hatte, war das Risiko einer Insolvenz einfach zu groß geworden.“ Die Ratingagentur hatte die Bonitätsbewertung für den Konzern zuvor auf die Note B1 gesenkt und sieht auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Kreditausfall. Ähnlich hatte Ehrnrooth sich zuvor in einer finnischen Branchenzeitung geäußert.

Die Anleger reagierten beunruhigt. Die Aktie von Thyssenkrupp fiel am Dienstag zeitweise um 6,4 Prozent und stand damit am Ende des MDax. Ein Börsianer verwies gegenüber der Agentur Reuters auf die Aussagen des Kone-Chefs. Christian Obst von der Baader Bank erklärte, dass sich der Konzern mit einem Komplettverkauf auch von einem Gewinnbringer verabschieden würde. Thyssenkrupp wollte sich zu den Aussagen des Kone-Chefs nicht äußern und betonte, die Finanzlage sei stabil. „Thyssenkrupp verfügt per Ende Dezember über eine Liquidität von 5,1 Milliarden Euro, die sich aus liquiden Mitteln und freien, fest zugesagten Kreditlinien zusammensetzt. Durch die anstehende Elevator-Transaktion erwarten wir zudem einen erheblichen Mittelzufluss und eine Eigenkapitalstärkung“, so der Sprecher.

Der Essener Konzern hatte am Vortrag erklärt, sich auf Verhandlungen mit zwei Gruppen von Finanzinvestoren zu konzentrieren: Blackstone/Carlyle/Canadian Pension Plan einerseits und Advent/Cinven/RAG-Stiftung andererseits. Damit war der Aufzughersteller Kone ausgebootet. Thyssenkrupp fürchtete, dass die Übernahme durch einen direkten Konkurrenten im Aufzugsgeschäft zu langwierigen Verhandlungen mit den Kartellbehörden geführt hätte. Zeit, die der Konzern nicht hat. Viele Sparten schreiben rote Zahlen. Kone-Chef Ehrnrooth betont dagegen: „Ich halte es nach wie vor für die beste Lösung für unsere beiden Unternehmen. Profitiert hätte auch Thyssen-Krupp, da wir nach meinem Kenntnisstand am meisten geboten hatten.“ Laut Kreisen soll Kone gut 17 Milliarden Euro geboten haben, Advent/Cinven knapp 16 Milliarden.

Bei dem Verkauf geht es um die Nummer 5 des globalen Aufzugsgeschäfts: Elevator hat über 50.000 Mitarbeiter, davon 5000 in Deutschland. Thyssenkrupp will auf der Aufsichtsratsitzung am 27. Februar entscheiden, ob es die Aufzugsparte ganz oder mehrheitlich abgibt und möglichst die Bietergruppe küren, die den Zuschlag bekommt. Zugleich legte der Konzern einen Börsengang der Sparte auf Eis, der hätte nicht genug Geld eingebracht. In Branchenkreise wird spekuliert, dass die beiden Investoren-Gruppen sich auch zusammentun könnten. Das würde den Preis tendenziell drücken. Für die IG Metall ist etwas anderes wichtig: Sie will einem Verkauf nur zustimmen, wenn Arbeitsplätze, Standorte und Investitionen dauerhaft gesichert werden.

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