Essen Evonik kauft zu und bleibt beim BVB

Essen · Der Konzern ist schuldenfrei und sucht nach Akquisitionsobjekten. Borussia Dortmund soll weiter für Evonik werben.

Der Spezialchemiekonzern Evonik schaut sich "mit Interesse, aber doch kaltblütig jede neue Investitionsmöglichkeit an". Das sagte Vorstandschef Klaus Engel gestern angesichts der Vorlage einer äußerst soliden Bilanz für 2013: Aus dem Schuldenberg von 1,2 Milliarden Euro ist nach dem weitgehenden Verkauf der Immobiliensparte Vivawest ein Vermögensüberschuss von 550 Millionen Euro geworden. Auch wegen des Immobiliengeschäftes sprang der Gewinn unter dem Strich um 76 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro hoch.

Weil aber der rein operative Gewinn (Ebit) von 1,9 Milliarden Euro auf 1,4 Milliarden Euro abrutschte, wird die Dividende nur in Maßen erhöht: Sie steigt um fast zehn Prozent von 92 Cent auf einen Euro. Dabei spürt Evonik einerseits Preisdruck und zeigt andererseits eine beeindruckende Profitabilität. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital vor Steuern und Zinsen liegt mit 15 Prozent zwar 3,7 Prozentpunkte niedriger als 2012, doch die Telekom meldete soeben beispielsweise nur eine Kapitalrendite von 3,2 Prozent. Und für Sparbücher erhalten Investoren sogar nur eine magere Verzinsung von nicht einmal Prozent.

Zwei Evonik-Sparten sind besonders profitabel: Beim Geschäft rund um Konsumgüter, Gesundheit und Tiernahrung und auch bei umweltfreundlichen Systemlösungen liegt die Kapitalrendite bei knapp 35 Prozent – das eingesetzte Geld ist also nach drei Jahren zurückverdient.

Gleichzeitig haben sinkende Preise trotz steigender Mengen den Umsatz um vier Prozent auf 12,9 Milliarden Euro heruntergedrückt. So mussten die Aminosäure Methionin für Tierfutter und das Gas Butadien für die Kautschukproduktion billiger als 2012 verkauft werden.

Dieses Jahr erwarten Klaus Engel und Finanzvorstand Ute Wolf leicht steigenden Umsatz und ein möglicherweise etwas besseres operatives Ergebnis. Dazu soll die Umsetzung des beschlossenen Sparprogrammes beitragen: 90 Prozent der bis Ende 2016 angestrebten Einsparungen von 500 Millionen Euro sind laut Vorstand bereits "in Umsetzung" oder "mit konkreten Maßnahmen hinterlegt". Gerade in der Verwaltung regiert der Rotstift – da sollen 1000 Stellen wegfallen, doch betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2018 ausgeschlossen.

Die hohe Finanzkraft soll für weiteres Wachstum genutzt werden: Für 2014 beträgt das Budget für Investitionen 1,4 Milliarden Euro, nachdem die Investitionen 2013 bereits um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gestiegen waren.

Die Frage ist, wie schnell der Konzern größere Zukäufe wagt. Finanzchefin Wolf stellte klar, dass rund zwei Milliarden Euro für Akquisitionen zur Verfügung stehen. Klaus Engel ließ eine gewisse Kauffreude erkennen: "Viel ist bei Akquisitionen möglich. Da können wir uns verschiedene kleinere und größere Projekte vorstellen."

Eine wichtige Geldausgabe für die Zukunft scheint jedenfalls festzustehen. Evonik will über das Vertragsende 2016 hinaus Sponsor des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund bleiben. "Wir werden zu einem Deal kommen, mit dem beide Seiten dann zufrieden sind", sagte Engel. Rund 15 Millionen Euro im Jahr kostet das Sponsoring, sagen Experten, Engel sieht das Geld richtig angelegt: "Ein gutes Image hilft uns, gute Mitarbeiter zu finden. So schauen sogar 57 Millionen Chinesen manchmal die Bundesliga."

(RP)
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