Kohlekommission Evonik-Chef gegen „Klima-Romantik“

Düsseldorf · Chemie-Manager Kullmann warnt vor einem überhasteten Kohle-Aus.

Flaggen wehen vor der Zentrale des Spezialchemiekonzerns Evonik.

Flaggen wehen vor der Zentrale des Spezialchemiekonzerns Evonik.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Chef des Essener Chemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, hat mit deutlichen Worten eine Kurskorrektur der deutschen Klima-Politik gefordert. Bei einer Rede vor dem Innovationsforum Energiewende in Berlin, einem von der IG Bergbau Chemie Energie ins Leben gerufenen Gesprächskreis, sagte er: „Was wir zurzeit in unserem Land erleben, das ist die Wiederkehr der deutschen Romantik.“ Diese sei als Gegenbewegung zur Aufklärung entstanden, deren Fundament die Vernunft sei.

Kullmann warnte vor einem überhasteten Ausstieg aus der Kohle. „Es müssen Antworten auf die Frage gefunden werden, wie die chemische Industrie in Zukunft sicher mit Energie versorgt werden kann – rund um die Uhr, zu international wettbewerbsfähigen Preisen.“ Es werde noch Jahrzehnte dauern, ehe komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden könne. Zugleich prangerte Missmanagement, mangelnde Koordination und fehlende Kostenkontrolle beim Ausbau der Erneuerbaren an. Er regte an, die EEG-Umlage abzuschaffen und stattdessen die Energiewende mit Steuermitteln zu finanzieren. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse Deutschland künftig stärker „die Möglichkeiten zum Import von Flüssiggas aus Amerika ausbauen“.

Der Evonik-Chef begrüßte zwar, dass von der Regierung die Kohlekommission eingesetzt worden sei, kritisierte jedoch deren Zusammensetzung. Die chemische Industrie werde absichtsvoll außen vorgehalten, sagte der Manager. „Kohlekommission ohne die Chemie ist das Derby Schalke gegen Dortmund – ohne Dortmund, weil die Mannschaft nicht ins Stadion darf.“

Scharfe Kritik übte der Evonik-Chef auch an den Umweltschützern von Greenpeace und BUND, weil sich diese weigerten, auf Bitten des RWE-Chefs Martin Schmitz gegen Gewalt im Hambacher Forst aufzurufen. „Für Grüne und Umweltorganisationen ist der Hambacher Forst ein sehr nützliches Symbol, er ein komplexes Thema auf ein Stück Wald reduziert.“

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