Düsseldorf Eurowings fährt Langstrecke mit Tariftricks hoch

Düsseldorf · Der Lufthansa-Ableger Eurowings baut seine Langstreckenflotte ab Düsseldorf äußerst ungewöhnlich aus. Dies wurde gestern bei einer Telefonkonferenz eingeräumt. Denn drei künftige Airbus-Jets für Überseeflüge speziell in die USA sollen nicht von Eurowings in Deutschland betrieben werden, sondern vom belgischen Schwesterunternehmen Brussels Airlines. Dafür sollen rund 60 Piloten und deutlich mehr als 100 Flugbegleiter angeheuert werden - natürlich vorrangig von der insolventen Air Berlin.

Die neuen Kollegen werden nicht bei Eurowings in Deutschland eingestellt, weil sich Firma und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nicht darüber geeinigt haben, zu welchen Bedingungen dort weiteres Personal beschäftigt werden darf.

Auch wegen des Streits wird Eurowings die gesuchten rund 350 weiteren Piloten für die Kurzstrecke auch über das Ausland anheuern - in diesem Fall über einen Ableger in Wien. Jedoch kündigt Personalchef Jörg Beissel an, alle ab Deutschland fliegenden Piloten und Kabinenmitarbeiter würden auch künftig nach dem hiesigen Tarifvertrag bezahlt.

Nun ist abzuwarten, ob es Eurowings gelingt, die vielen offenen Pilotenstellen schnell zu besetzen, um wie geplant viele neue Flugzeuge zu besetzen. Laut Beissel haben sich mehr als 1000 Flugzeugführer alleine für die schon ausgeschriebenen 350 freien Stellen für die Kurzstrecke beworben. Wenn das stimmt, scheint der heimlich organisierte Bewerbungsboykott von Air-Berlin-Piloten eher zu scheitern.

Noch spannender wird zu sehen, ob es Eurowings gelingt, genügend Piloten für die Langstrecke zu finden: Bei Air Berlin verdienten manche Kapitäne mit alten LTU-Verträgen bis zu 250.000 Euro im Jahr, bei Eurowings gibt es maximal rund 150.000 Euro.

(RP)
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