Düsseldorf Europas Kreditinstitute an der Börse unter Druck

Düsseldorf · Am 20. Januar müssen die europäischen Banken, bei denen die kontinentale Bankenaufsicht EBA ein mehr oder minder großes Kapitalloch entdeckt hat, mitteilen, wie sie die Lücke schließen wollen. Zu diesen Instituten zählt auch die italienische HypoVereinsbank-Mutter Unicredit, die acht Milliarden Euro frisches Kapital braucht. Doch das Vertrauen der Investoren in die Geldwirtschaft hat massiv gelitten, und deshalb muss Unicredit die Anleger schon mit immensen Rabatten locken. Die Folge: Neue Aktien werden für nur noch 1,94 Euro angeboten, das sind mehr als 40 Prozent weniger als der Preis, der sich rechnerisch aus dem aktuellen Aktienkurs und dem bisher geplanten Emissionspreis für die neuen Aktien ergeben würde.

Der Aktienkurs der italienischen Großbank ist nach dieser Hiobsbotschaft für die Altaktionäre in den Keller gerauscht. Gestern fiel er wieder um mehr als 16 Prozent, nachdem er bereits am Vortag um 14 Prozent gesunken war. Und die Entwicklung in Italien hat die Börsenkurse anderer Branchengrößen in Europa auch noch einmal nachhaltig beeinträchtigt. Die Deutsche-Bank-Aktie verlor gestern fünf Prozent an Wert, die Commerzbank büßte knapp viereinhalb Prozent ein. Beide Institute gehören wie Unicredit zu denen, die von der europäischen Bankenaufsicht zu einer Aufstockung ihres Kapitals aufgefordert worden sind. Der Deutschen Bank, die sich die Mittel nach Expertenmeinung über die Kapitalmärkte besorgen könnte, fehlen 3,2 Milliarden Euro. Obwohl so etwas also offenbar ohne größere Verwerfungen möglich wäre, geriet die Aktie allein wegen Spekulationen um eine bevorstehende Kapitalerhöhung unter Druck.

Bei der Commerzbank ist die von der Bankenaufsicht festgestellte Lücke 5,3 Milliarden Euro groß. Deutschlands zweitgrößte Bank wird dies aber vornehmlich durch den Abbau von Bilanzrisiken bewerkstelligen müssen, wenn sie nicht ein weiteres Mal Staatshilfe in Anspruch nehmen will.

Stark unter Druck standen auch die französischen Großbanken Crédit Agricole (minus 4,2 Prozent) und BNP Paribas (minus 5,4 Prozent). Der Kurs der spanischen Banco Santander sackte um mehr als sechs Prozent ab. Bei der Royal Bank of Scotland betrugen die Kursverluste gestern knapp drei Prozent.

(RP)
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