Dank milder Temperaturen Europäischer Gaspreis fällt auf tiefsten Stand seit Juni

Berlin · Lange gab es in Europa Erdgas zu günstigen Preisen. Seitdem Russland den Hahn zudreht hat, ist das anders. Aber im Moment sinken die Preise und die deutschen Gasspeicher füllen sich - das Wetter hilft dabei.

 Zahlreiche blau-schimmernde Gas-Flämmchen sind an einem Gasherd zu sehen (Archivfoto).

Zahlreiche blau-schimmernde Gas-Flämmchen sind an einem Gasherd zu sehen (Archivfoto).

Foto: dpa/Marijan Murat

Der Preis für europäisches Erdgas hat seinen Abwärtstrend fortgesetzt. Am Dienstagmorgen wurde der Terminkontrakt TTF für niederländisches Gas zeitweise bei 80 Euro je Megawattstunde gehandelt. So günstig war europäisches Gas zuletzt im Juni. Nach Einschätzung der Bundesnetzagentur haben das zuletzt milde Winterwetter und mehr Windenergie zu einem geringeren Verbrauch geführt.

Im weiteren Handelsverlauf wurde der TTF-Terminkontrakt, der als Richtschnur für das europäische Preisniveau gilt, zu 82,60 Euro gehandelt. Seit Mitte Dezember zeigt die Tendenz beim Gaspreis nach unten. In dieser Zeit ist der TTF-Preis um etwa 50 Euro gefallen. Das Rekordhoch hatte die Notierung im Sommer bei 345 Euro erreicht. Damals hatte der Gaslieferstopp Russlands einen Höhenflug ausgelöst.

Als wesentlicher Grund für den fallenden Preis gelten milde Temperaturen, die den Verbrauch vergleichsweise niedrig halten. An den Weihnachtsfeiertagen waren die Temperaturen deutlich höher als Mitte des Monats, als in weiten Teilen Deutschlands Dauerfrost herrschte.

Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller erklärte den geringeren Gasverbrauch auch mit einer Zunahme der Energiegewinnung aus Windkraft. Dies habe dazu geführt, dass weniger Gas zur Stromerzeugung gebraucht worden sei, schrieb er am Dienstag auf Twitter. Außerdem hätten weniger Exporte nach Frankreich geholfen.

Stände der Gasspeicher in Deutschland steigen fünften Tag infolge

Die Speicherstände der Gasspeicher sind in den vergangenen Tagen konstant gestiegen. „Deutschland speichert seit fünf Tagen wieder Gas ein“, erklärte der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller am Dienstag. „Das milde Wetter, damit niedrigere Verbräuche, mehr Windenergie, damit weniger Gasverstromung und geringere Exporte nach Frankreich haben uns geholfen.“

Nach Angaben des europäischen Speicherverbands GIE stieg der Speicherstand vom Sonntag zum Montag um 0,38 Prozent auf 88,22 Prozent. Seit Donnerstag hat Deutschland demnach unter dem Strich kein Gas mehr ausgespeichert. In vielen anderen EU-Ländern war ein ähnlicher Trend zu beobachten, in Deutschland stiegen die Speicherstände jedoch überdurchschnittlich.

Trotz der jüngsten Entspannung liegt der Preis für europäisches Gas immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. 2020 lagen die TTF-Notierungen unter der Marke von 20 Euro.

(mzu/AFP/dpa)
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