München Eurokurs hilft Siemens beim Ergebnis

München · Konzernchef Kaeser spricht von einem Schlussspurt. Das beflügelt die Aktie.

Für den exportabhängigen Technologieriesen Siemens zahlt sich der schwächelnde Euro aus. Der anhaltend niedrige Kurs hat dem Konzern im abgelaufenen dritten Quartal ein Umsatzplus von acht Prozent auf 18,8 Milliarden Euro beschert. Der Auftragseingang stieg um vier Prozent auf 19,9 Milliarden Euro.

Ohne die Euro-Entwicklung werden die Probleme, mit denen der Dax-Konzern kämpft, umso deutlicher: Die Währungseffekte herausgerechnet ging der Umsatz um drei Prozent, der Auftragseingang um fünf Prozent zurück. Der Gewinn lag im Vergleich zum Vorjahr mit 1,25 Milliarden Euro um sieben Prozent niedriger. Es bleibe viel zu tun, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser bei der Vorstellung der Zahlen.

Weil Analysten mit einem deutlich durchwachseneren Ergebnis gerechnet hatten und Kaeser zudem einen Schlussspurt für das letzte Quartal ankündigte, katapultierten die Anleger die Aktie gestern mit an die Spitze des Dax. Nur die Deutsche Bank schloss besser ab.

Für das zuletzt schwächelnde Energiesegment, insbesondere das Turbinengeschäft, waren viele Analysten von einem noch schlechteren Abschneiden ausgegangen. Der niedrige Ölpreis hält zahlreiche Kunden davon ab, in neue Anlagen zu investieren. Ungeachtet dessen hat Siemens ein lukratives Geschäft in Ägypten an Land gezogen. Kaeser sprach angesichts eines Volumens von 3,6 Milliarden Euro vom größten Auftrag in der Firmengeschichte, der sich allerdings erst in der ersten Jahreshälfte 2016 positiv in den Büchern niederschlagen werde. "Energie und Gas" blieb mit einer Ergebnissteigerung um neun Prozent auf 289 Millionen Euro hinter der vom Management ausgegebenen Zielmarge von zwischen elf und 15 Prozent zurück. Der Umsatz ging um 15 Prozent zurück.

Positiv entwickelten sich dagegen die Geschäfte in den Bereichen Netz- und Medizintechnik. Risiken - vor allem für das gewinnträchtige Geschäft mit der "Digitalen Fabrik" - sieht der Konzernchef angesichts der Turbulenzen in China.

Mit Spannung wurden auch Kaesers Ausführungen zur Sparte "Mobility" erwartet. Das "Wall Street Journal" hatte am Tag zuvor berichtet, Siemens befinde sich in frühen Verhandlungen mit dem Konkurrenten Bombardier über eine Zusammenlegung der Zugsparten. Kaeser blieb äußerst vage. "Wir werden uns an Spekulationen und Diskussionen nicht beteiligen", sagte er, räumte aber ein, mit Bombardier-Aufsichtsratschef Pierre Beaudoin am Rande einer Veranstaltung gesprochen zu haben. Worüber die beiden Manager dabei geredet haben, ließ der Siemens-Chef zwar offen, fügte aber hinzu: "Wir sind sehr gut aufgestellt, aber es gibt Bewegung und Konsolidierung in diesem Bereich. Wir werden das sehr genau betrachten müssen." Kaeser kritisierte, wenn die weltweite Nummer eins und zwei der Bahnsparte in China fusionierten, und das keinen Wettbewerbshüter so richtig kümmere, müsse sich am Kartellrecht etwas ändern.

(RP)
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