Brüssel EU will Roaming-Gebühren kippen

Brüssel · Die Telefonkonzerne werden außerdem zu "Netzneutralität" verpflichtet.

Wer im Mallorca-Urlaub am Strand mit dem Handy im Internet surft oder Fotos an Freunde daheim schickt, der soll dafür künftig keine Extrakosten mehr zahlen müssen. Das Europaparlament hat gestern dafür gestimmt, die sogenannten Roaming-Gebühren bis Ende 2015 abzuschaffen. Ziel ist es, dass die Betreiber ihre Inlandstarife auf die EU ausdehnen, so dass die Kunden ihre Handys und Smartphones auf Reisen innerhalb der Gemeinschaft zu Inlandspreisen benutzen können. Die Pläne bedürfen noch der Zustimmung der EU-Staaten.

Das Verbot ist das Ende einer langen Reihe von Preis-Deckelungen für das Roaming durch die EU. Ab dem 1. Juli tritt die nächste Stufe in Kraft: Dann dürfen abgehende Telefonate nicht mehr als 19 Cent pro Minute kosten (derzeit 24 Cent), eingehende Telefonate nicht mehr als fünf Cent – plus Mehrwertsteuer (derzeit sieben Cent). Beim SMS-Versand werden künftig sechs Cent fällig (bisher acht Cent). Der Datendownload wird pro Megabyte 20 Cent kosten (bisher 45 Cent). Letzteres bremst die Surflust enorm: Derzeit nutzen 47 Prozent der Reisenden kein mobiles Internet, weil die Datenkosten so hoch sind.

Zudem sprachen sich die Europa-Abgeordneten gestern klar dafür aus, dass Internet-Zugangsanbieter nicht bestimmte Dienste aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen blockieren oder verlangsamen dürfen. Das Prinzip der Netzneutralität wird für ganz Europa festgeschrieben.

Danach muss "der gesamte Internetverkehr gleich und ohne Diskriminierung, Einschränkung oder Störung unabhängig von Absender, Empfänger, Art, Inhalt, Gerät, Dienst oder Anwendung" behandelt werden, heißt es in dem Dokument.

Im Kern geht es um die Frage, ob Internetanbieter bestimmte Daten schneller als andere durchleiten dürfen. Eine Sonderbehandlung für Dienste mit großen Datenmengen soll zwar zulässig sein – etwa für Videoabruf oder Gesundheits-Angebote. Dies darf aber Verfügbarkeit und Qualität von anderen Diensten nicht beeinträchtigen. Als Ergebnis könnten die Telefonkonzerne wie Telekom und Vodafone es schwerer haben, bei Internetkonzernen wie Google oder Amazon Geld für bevorzugte Durchleitung von Filmen oder Spielen zu fordern.

(RP)
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