Brüssel EU: Viele Schweinebauern verletzten Tierschutz-Regeln

Brüssel · Weil Brüssel deutschen Bauern einen "Mutterschutz" für Sauen vorschreibt, dürften viele kleine Betriebe die Schweinezucht aufgeben. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung nach Umfragen in den Ländern zur Umsetzung der zum Jahresanfang in Kraft getretenen EU-Regeln. Trächtige Sauen haben danach ein Recht auf Gesellschaft – vier Wochen nach Besamung bis eine Woche vor der so genannten "Abferkelung". In diesem Zeitraum, knapp drei Monate lang, ist Gruppenhaltung statt Einzelbucht angesagt. Begründet wird die neue Regel mit einer artgerechteren Haltung und einer höheren Überlebensrate der Ferkel.

Das Problem: Die Umrüstung auf Gruppenhaltung kann laut Experten bei einer Betriebsgröße von durchschnittlich 250 Sauen 60 000 bis 100 000 Euro kosten. Die Bestimmung gilt für alle Betriebe, die mindestens zehn Sauen halten. Kein Wunder, dass nicht mal die Hälfte der 27 EU-Staaten die neuen Bestimmungen vollständig erfüllen. Auch Deutschland nicht. Deshalb drohte der zuständige Kommissar Tonio Borg gestern im Kreise der EU-Agrarminister mit Strafen. Es sei damit zu rechnen, dass viele kleine Betriebe die "kostenträchtige" Umstellung scheuten und nun "bis zum letzten Moment" produzierten, um dann die Schweinehaltung vollständig aufzugeben, sagte Agrar-Staatssekretär Robert Kloos.

Auch die Pläne zur EU-Agrarreform bringen die deutschen Landwirte auf die Barrikaden. Die EU will die Milliarden-Subventionen künftig an Umweltauflagen knüpfen: So soll jeder Bauer mindestens sieben Prozent seiner Ackerfläche "ökologisch" belassen müssen, also weder spritzen noch düngen dürfen. Kanzlerin Angela Merkel will das Thema im Wahljahr zur Chefsache machen und dafür kämpfen, dass die Landwirte nur 3,5 Prozent ihrer Fläche ökologisch belassen müssen.

(RP)
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