Hochfrequenz-Handel EU einig über strengere Regeln an Finanzmärkten

Hochfrequenz-Handel · Der ausgehandelte Kompromiss muss aber noch vom Plenum und den Mitgliedsstaaten abgesegnet werden.

Die EU will Exzesse an den Finanzmärkten verhindern. Auf entsprechende Vorgaben haben sich Unterhändler von EU-Kommission, Mitgliedsstaaten und Europaparlament geeinigt. Die Vorgaben setzen dem Hochfrequenz-Handel an den Börsen Grenzen, sollen Rohstoff-Spekulanten abschrecken und Anleger besser schützen.

Banken müssen künftig bei der persönlichen Beratung mit einem schriftlichen Protokoll oder der Aufzeichnung des Telefonats dokumentieren, warum sie ein Finanzprodukt empfohlen haben und wie risikobereit der Kunde ist. Ferner muss die Bank offenlegen, welche Provisionen und Beratungsgebühren in dem Finanzprodukt versteckt sind. Die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA kann ferner in Zukunft verbraucherschädigende Finanzprodukte verbieten.

Beim Handel mit Rohstoffen gelten künftig strikte Obergrenzen für die Anzahl von Kontrakten oder Positionen. Es wird also festgelegt, wie viele Rohstoff-Derivate ein Händler halten darf. Das gehandelte Volumen an den Warenterminmärkten ist im vergangenen Jahrzehnt drastisch in die Höhe geschnellt – auch wegen massiver Spekulationen. Die neuen Limits sollen Spekulanten abschrecken und verhindern, dass die Lebensmittel- und Energiepreise stark schwanken. "Exzessive Liquidität auf Europas Finanzmärkten kann künftig nicht mehr die Preise von Nahrungsmitteln treiben", sagt Sven Giegold, Grünen-Finanzmarktexperte im Europaparlament. Strittig war bis zuletzt, wer diese Limits setzen soll. Nun sind es die nationalen Behörden, in Deutschland etwa die Finanzaufsicht Bafin.

Der algorithmische, automatisch von Computern ausgeführte Handel verschiebt in Millisekunden Milliarden und kann Börsen zum Absturz bringen. Bisher ist dieser Bereich unzureichend reguliert. Künftig müssen Händler im Hochfrequenz-Bereich ihre Handelsalgorithmen vorab zur Prüfung vorlegen. Damit sollen systemische Risiken verhindert werden. Außerdem wird der Handel automatisch unterbrochen, wenn es zu starken Preisschwankungen kommt.

Der Kompromiss muss noch vom Straßburger Plenum und den Mitgliedsstaaten im Rat abgesegnet werden. Die neuen Regeln werden voraussichtlich Ende 2016 in Kraft treten. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier reagierte erleichtert. Der Kompromiss sei ein "wichtiger Schritt, um das Finanzsystem sicherer, transparenter und verantwortungsvoller" zu machen. Die G-20-Staaten hatten sich 2009 verpflichtet, alle Finanzmärkte einheitlichen Regeln zu unterwerfen.

(RP)
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