Techniker Krankenkasse macht den Anfang Erste große Kasse zahlt Prämien aus

Berlin · Die Techniker Krankenkasse will ihren Mitgliedern Beiträge in Form von Prämien zurückerstatten. Diese Ankündigung hat in der Kassenszene erheblichen Wirbel ausgelöst. Der AOK-Bundesverband spricht von "Fangprämie" und "Marketing-Aktion" – der Gesundheitsminister freut sich.

Die Techniker Krankenkasse will ihren Mitgliedern Beiträge in Form von Prämien zurückerstatten. Diese Ankündigung hat in der Kassenszene erheblichen Wirbel ausgelöst. Der AOK-Bundesverband spricht von "Fangprämie" und "Marketing-Aktion" — der Gesundheitsminister freut sich.

Die sechs Millionen Mitglieder der Techniker Krankenkasse (TK) werden künftig eine Prämie von ihrer Kasse zurückerstattet bekommen. Dies kündigte die Kasse gestern an. Die Entscheidung über Höhe und Starttermin der Prämienausschüttung soll am 12. Oktober in einer Verwaltungsratssitzung fallen. Dem Vernehmen nach geht es um 60 bis 120 Euro pro Jahr, also um fünf bis zehn Euro pro Monat. Starttermin könnte der 1. Januar 2013 sein.

Grund für die Prämienausschüttung sind die hohen Überschüsse der TK. Die gesetzliche Rücklage einer Krankenkasse darf zwei Monatsausgaben nicht überschreiten. Dies entspricht bei der TK 2,7 Milliarden Euro, wie ein Sprecher erklärte. Der Überschuss liegt aktuell bei 2,8 Milliarden Euro.

Die Lage der gesetzlichen Krankenkassen insgesamt ist hervorragend. Bei den einzelnen Kassen und im Gesundheitsfonds liegen zusammen rund 22 Milliarden Euro an Überschüssen. Die Prämienausschüttungen hängen mit dem System des Gesundheitsfonds zusammen: Seit 2009 gilt in Deutschland ein einheitlicher Beitragssatz, der aktuell bei 15,5 Prozent liegt. Die Gelder fließen in den Gesundheitsfonds und werden von dort nach Alter und Krankheit an die Kassen verteilt. Kassen, die mit dem Geld nicht hinkommen, können einen Zusatzbeitrag erheben. Kassen, die weniger für die Versorgung ihrer Versicherten aufwenden müssen, können wie nun die TK Prämien ausschütten.

Für die AOK-Rheinland/Hamburg sind Prämienausschüttungen "nach wie vor kein Thema", wie ihr Vorsitzender, Günter Wältermann, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte. "Wir wollen weiter unseren Service ausbauen und das Geld für die Versorgung der Schwerstkranken einsetzen", betonte der Kassen-Chef. So sollten die Beratungszeiten in den Geschäftsstellen ausgeweitet werden.

Der AOK-Bundesverband reagierte empört auf die Prämien-Ankündigung der Konkurrenz. "Wenn jetzt schon der TK-Chef selbst andeutet, dass die angekündigte Prämienausschüttung nur eine einmalige Sache sein könnte, dann ist das nichts weiter als eine Fangprämie für Neukunden", sagte Jürgen Graalmann, Chef des AOK-Bundesverbandes. Solch eine "Marketing-Aktion" werde dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen beim Thema Krankheit nicht gerecht".

Auch die Barmer GEK, als größte Krankenkasse Deutschlands, lehnt Prämienausschüttungen ab: "Uns ist ein attraktives Leistungsportfolio wichtiger als eine verhältnismäßig geringe Prämienausschüttung, die die Versicherten auch noch versteuern müssten", erklärte ein Sprecher. Er verwies darauf, dass die Barmer GEK ein "Gesundheitskonto" für ihre Versicherten auflegen wolle, das für alle Versicherten neben einem Bonusprogramm für Präventionsmaßnahmen Zusatzleistungen wie professionelle Zahnreinigung, Auslandsimpfungen und Osteopathie biete.

Leistungsverbesserungen hatte auch die TK eingeführt, wonach den Versicherten auch alternative Arzneimittel bis zu 100 Euro pro Jahr und osteopathische Leistungen erstattet werden. Zudem können Mitglieder bis zu 200 Euro pro Jahr zurückerstattet bekommen, wenn sie an Bonus-Programmen teilnehmen. Positiv wertete Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) die Prämienausschüttung der TK: "Die Überschüsse sind das Geld der Versicherten und Patienten und sie sollten daran teilhaben." Weitere "Millionen Versicherte" könnten profitieren, so Bahr.

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort