Düsseldorf Versicherer Ergo: Freud und Leid der Niedrigzinsen

Düsseldorf · Die anhaltende Niedrigzinsphase ist wahrlich nicht das, was sich die deutschen Versicherungskonzerne gewünscht hätten. Aber mitunter hat sie sogar positive Nebeneffekte. Die Düsseldorfer Ergo-Gruppe beispielsweise hat vor Jahren Zinssicherungsgeschäfte abgeschlossen, die sich umso positiver auf das Ergebnis auswirken, je niedriger die Zinsen sind. Im vergangenen Jahr haben solche Deals einen großen Teil dazu beigetragen, dass das Ergebnis der Ergo mit 620 Millionen Euro um mehr als 42 Prozent über dem Gewinn des Vorjahres gelegen hat. Rechnet man diesen und andere Sondereffekte heraus, hätte der Gewinn "nur" 450 Millionen Euro betragen, aber auch damit wären die Düsseldorfer zumindest am oberen Ende des Korridors gelandet, den sie zuvor selbst angepeilt hatten.

Aber auch bei solchen Positiveffekten ist Ergo natürlich weit davon entfernt, sich eine Fortsetzung der Niedringzinsphase zu wünschen. Denn die kostet das Unternehmen deutlich an Geschäft. Das Neugeschäft in der Lebensversicherung ist in der klassischen Form mit monatlichen Beiträgen um neun Prozent gesunken. Finanzvorstand Christoph Jurecka räumt ein, dass in der Lebensversicherung eigentlich kein Geld mehr zu verdienen ist. Eigentlich müssten die Kosten deutlich sinken, doch das lässt sich eben nicht von heute auf morgen regeln. Dazu kommt, dass die Versicherer die Zinszusatzreserve befüllen müssen. Mit der wappnen sich die Unternehmen der Branche gegen die Gefahr, dass sie wegen der niedrigen Zinsen die Ansprüche aus Altverterägen mit hohen Garantieversprechen nicht mehr erfüllen können. Die Reservenbildung verlangt die Finanzaufsicht Bafin, und die Aufstockung hat die Ergo allein im vergangenen Jahr rund 725 Millionen Euro gekostet. In diesem Jahr werde der Betrag eher höher liegen, weil es bei den Zinsen noch weiter bergab gegangen sei, sagt Jurecka. Insgesamt seien von Ergo bisher 1,5 Milliarden Euro in die Reserven geflossen.

Auf der Habenseite verbucht die Ergo deutliches Wachstum im Auslandsgeschäft, das die Einbußen in allen Sparten im Inland wettgemacht und dafür gesorgt hat, dass die Beitragseinnahmen insgesamt um 0,3 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro gestiegen sind. Diese Entwicklung zeichnet auch schon die Perspektive von Konzernchef Oletzky für das laufende Jahr vor: Stabilisierung der Marktposition im Inland, international zusätzliches Wachstum. Das Ergebnis soll nach den Plänen des Vorstandes zwischen 400 Millionen und 500 Millionen Euro liegen - womöglich wieder am oberen Ende des Korridors, wie Oletzky hofft.

(RP)
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