Essen Erbstreit um Aldi eskaliert weiter

Essen · Gründersohn Theo Albrecht bezeichnet die Schwägerin als Belastung für Aldi.

Der Erbschaftsstreit beim Discounter Aldi Nord geht in die nächste Runde. Bislang galt die Familie als öffentlichkeitsscheu. Doch die Wut von Theo Albrecht junior auf seine Schwägerin Babette Albrecht scheint so groß zu sein, dass er sie nun im ersten echten Interview seines Lebens öffentlich attackiert. In einem heute erschienenen Gespräch im "Handelsblatt" sagt er über die Witwe seines 2012 verstorbenen Bruders Berthold: "Die - teilweise peinlichen - Auftritte meiner Schwägerin in der Öffentlichkeit und auch die zahlreichen, von ihr geführten Prozesse sind eine Belastung für unser Unternehmen. Möglich ist ihr das ja nur, weil sie und ihre Kinder sich haben so viel Geld ausschütten lassen."

Gemeint mit den Prozessen ist die Strafanzeige gegen den Kunsthändler Helge Achenbach, der Berthold Albrecht beim Kunst-Kauf betrogen hatte. Außerdem hatte Babette Albrecht die Satzungsänderung einer Stiftung aus dem Jahr 2010 nachträglich gekippt, die ihre fünf Kinder als Erben entmachtet hatte. Dies sieht Theo Albrecht als verheerend an. Wenn die alte Satzung wieder gelte, "könnten die Kinder von Berthold das Unternehmen am Nasenring durch die Manege führen." Zahlungen, etwa für eine Expansion im Ausland, könnten nicht ohne ihre Zustimmung erfolgen.

Andreas Urban, der Anwalt von Babette Albrecht und ihren Kindern, erklärt auf Anfrage, der Familienstamm habe nicht vor, Investitionen zu blockieren. Die Kinder hätten kürzlich hohe Ausgaben genehmigt. Er streitet nicht ab, dass Babette Albrecht und die Kinder rund 100 Millionen Euro vor Steuern von der Stiftung erhielten.

Theo Albrecht setzt darauf, dass das Oberverwaltungsgericht das Satzungs-Urteil noch kippt. Alles andere sei "eine Entscheidung gegen den letzten Willen meines Bruders."

(RP)
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