Düsseldorf Eon schrumpft immer weiter

Düsseldorf · Der Gewinn des deutschen Energieriesen bricht ein, auch weil der Konzern viele lukrative Töchter verkauft hat. Eon kürzt die Dividende auf 60 Cent und kündigt eine Verschärfung des Sparkurses an.

Der größte deutsche Energiekonzern kommt nicht aus der Krise: Im Inland brechen wegen der Energiewende die Gewinne weiter weg, die Hoffnung auf das Auslandsgeschäft ist bislang nicht aufgegangen. In vielen Bereichen schrumpft Eon immer weiter – mit entsprechenden Folgen für Aktionäre und Beschäftigte.

Gewinn Der Vor-Steuer-Gewinn brach im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro ein, wie Eon-Chef Johannes Teyssen gestern bei der Vorstellung der Bilanz sagte. Die Gründe: Eon hat in den vergangenen Jahren Töchter im Wert von 20 Milliarden Euro verkauft, darunter auch solide Gewinnbringer wie diverse Regionalversorger. Mit ihnen hat Eon 800 Millionen Euro Gewinn abgegeben. Zudem sind wegen des Ökostrom-Überangebots die Gas- und Kohlekraftwerke immer weniger ausgelastet, was den Eon-Gewinn um 400 Millionen Euro drückte. Ferner gab es 2013 keine Rückzahlung von Gazprom, die die Bilanz 2012 noch aufgehübscht hatte. Und noch reichen die Gewinne in der Ökostromsparte (1,4 Milliarden Euro) nicht aus, um die Rückschläge zu kompensieren.

Aktionäre Unterm Strich bleibt ein nachhaltiger Konzernüberschuss von 2,2 Milliarden, das bedeutet einen Absturz um 46 Prozent. An ihm orientiert sich die Dividende, entsprechend stark will Eon sie nun kürzen. Für 2013 soll es nur noch 60 Cent pro Aktie geben. Im Jahr zuvor waren es noch 1,10 Euro. Um zu sparen, bietet Eon seinen Aktionären zudem an, sich einen Teil ihrer Dividende in Aktien auszahlen zu lassen. Das hat bislang nur die Telekom so gemacht.

Mitarbeiter Eine Wende zum Besseren ist nicht in Sicht. "Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich das Marktumfeld schnell verbessern wird", sagte Teyssen. Daher muss sich die Belegschaft nun auf weitere Einschnitte einstellen. "Wir haben weitere Kostensenkungspotenziale über Eon 2.0 hinaus identifiziert", sagte Teyssen. "Eon 2.0" heißt das Sparprogramm, über das Eon bis nächstes Jahr 11 000 Arbeitsplätze weltweit abbauen will. 7700 Stellen wurden bereits gestrichen, weitere 7100 Beschäftigte verließen mit dem Verkauf von Töchtern den Konzern. Der zusätzliche Abbau sei ein kontinuierlicher Prozess, erklärte Vorstand Bernhard Reutersberg, der für das Sparprogramm verantwortlich ist. Details nannte er nicht.

Zukunft Was Eon weiter fehlt, ist eine Strategie für die Zukunft. Der Konzern halbiert nun seine Investitionen fast, denn die Schulden liegen mit 32 Milliarden Euro weiter hoch. Wie Konkurrent RWE ruft Eon nach "Kapazitätsmarkt" genannten Hilfen des Staates. Anders als RWE setzt Eon stark auf das Ausland. Doch auch diese Hoffnung hat sich bislang nicht erfüllt. Eon hat in Brasilien, wo der Partner Eike Batista finanziell abstürzte, bereits 1,1 Milliarden Euro investiert und musste hier nun 342 Millionen abschreiben. Auch in der nächsten Zeit werde man hier kein Geld verdienen, räumte Teyssen ein. Die Eon-Aktie legte gestern dennoch zu, die Anleger hatten Schlimmeres erwartet.

Russland Das Russland-Geschäft ist für Eon traditionell wichtig. 5000 Beschäftigte hat Eon hier, die einen Gewinn von 687 Millionen Euro erwirtschafteten. Entsprechend hart würden Sanktionen den Düsseldorfer Konzern treffen. Enteignungen fürchte er aber nicht, sagte Teyssen. Sollte Russland der Ukraine den Gashahn zudrehen, sei es rein technisch möglich, dass Eon die Ukraine von Westen aus beliefere. Ein Ersuchen aus Kiew gebe es aber nicht.

(RP)
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