Eon-Aktionäre kritisieren Auslandskurs

Auch die Dividenden-Kürzung und Vorstands-Vergütung sorgen für Ärger.

Essen Der Unmut der Eon-Aktionäre über die riskanten Auslands-Geschäfte wächst. "Bisher waren die Käufe nicht wertschaffend, sondern nur wertvernichtend", kritisierte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment auf der Hauptversammlung in der Grugahalle. "Statt internationale Experimente wünschen wir uns eine verlässliche Dividenden-Politik." Eon hat die Dividende im Jahr 2013 von 1,10 auf 0,60 Euro je Aktie gesenkt.

In Brasilien, wo Eon eine Milliarde Euro investiert hat, verdient der Konzern weiter kein Geld. "Die mit dem spektakulären Zusammenbruch der Batista-Gruppe verbundene Verunsicherung wirkt bis heute nach", räumte Eon-Chef Johannes Teyssen ein. "Sie habe mit Batista auf das falsche Pferd gesetzt", sagte Thomas Hechtfischer (Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz).

In der Türkei, wo Eon 2,5 Milliarden Euro investiert und mittlerweile mehr Kunden als in Deutschland hat, sorgt der Verfall der Lira für Ärger. Für einen langfristig orientierten Investor sei das aber nicht dramatisch, meine Teyssen. Das sehen Aktionäre wie Bernd Günther anders: "Was wollen Sie in einem Land, in dem man nicht twittern und keine christliche Kirchen bauen darf?"

Für Kritik sorgt auch das Russland-Geschäft, das sieben Prozent des Eon-Gewinns abliefert. Der Gewinn ist wegen der Rubelschwäche um sechs Prozent gesunken, zudem bleiben die Folgen der Ukraine-Krise offen. "Wir arbeiten weiter gut mit unseren russischen Partnern zusammen", betonte Teyssen.

Die Aussichten insgesamt bleiben trübe. "Eon geht durch eine schwierige Phase. 2014 erwarten wir keine durchgreifende Entspannung", sagte Teyssen. Ein Viertel der Kraftwerksflotte in Europa hat Eon bereits stillgelegt. Die Erzeugung trägt nur noch 20 Prozent zum Eon-Gewinn bei, der Großteil (40 Prozent) kommt dagegen aus dem Netz- und Vertriebsgeschäft. Die erneuerbaren Energien liefern 15 Prozent.

Zu den Aussichten für 2015 wollte Teyssen sich nicht äußern - anders als RWE. Auch die Vorstandsgehälter will Eon nicht außerordentlich kürzen, der RWE-Vorstand verzichtet auf eine halbe Million Euro. "Es kann nicht angehen, dass die Dividende gekürzt wird, der Vorstand aber nicht freiwillig verzichtet", kritisierte Bernd Günther. Das sei "Abkassiererei für schlechte Leistung".

(RP)
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