Essen Eon-Aktionäre begrüßen Aufspaltung

Essen · Eon-Chef Teyssen hatte zur Hauptversammlung einen Ersatz-Anzug mitgebracht. Doch das war nicht nötig. Tumulte wie bei RWE blieben aus. 99,68 Prozent der Aktionäre stimmten für die Aufspaltung. Uniper halten sie nicht für lebensfähig.

Eon-Chef Johannes Teyssen war vorbereitet: Zur Hauptversammlung hatte er einen zweiten Anzug mitgebracht, falls Aktionäre aus Protest Torten fliegen lassen. Insbesondere Kirschtorten möge er gar nicht, hatte Teyssen hinter den Kulissen gescherzt. Doch zu Tortenwürfen kam es nicht. Auch vor der Grugahalle blieb es friedlich, Umweltaktivisten von "Urgewald" verteilten lediglich Handzettel: "Schmutzige Energie hat jetzt zwei Namen - Eon und Uniper". Auch im Saal blieb es ruhig. Ganz anders als beim Konkurrenten RWE im April, als es immer wieder Tumulte gab.

Auch bei der zentralen Frage des Tages, ob Eon seine Kraftwerkstochter Uniper abspalten soll, blieb Krach aus. Der meist gesagte Satz in Essen lautete gestern: "Die Aufspaltung ist alternativlos." Um kurz nach 18 Uhr stand fest: 99,68 Prozent der Aktionäre stimmten der Abspaltung zu. Ein überraschend klares Ergebnis, 75 Prozent Zustimmung waren erforderlich.

Eon hat seine Problemgeschäfte wie Kohle- und Gaskraftwerke, das Russland- und Brasilien-Geschäft in die Uniper abgespalten und will seinen Aktionären nun 53 Prozent der Uniper-Aktien ins Portfolio legen. Mittelfristig will Eon sich ganz von Uniper und seinen 14.000 Mitarbeitern trennen. Die neue Eon behält die lukrativen Zukunftsgeschäfte Netze, Ökostrom und Vertrieb mit 43.000 Mitarbeitern.

Teyssen warb eindringlich für die Abspaltung: "Mit der größten Transaktion in der jüngeren europäischen Industriegeschichte schaffen wir eine neue Eon, die sich mit jeder Faser der Energiezukunft verschrieben hat", sagte der 56-Jährige. Zugleich gebe man die Uniper auf einen guten Weg. Eon sei schon heute die Nummer zwei auf der Welt bei Offshore-Wind. Unipers Chance sei, dass die sichere Stromversorgung trotz der Energiewende ein belastbares Geschäftsmodell sei. Genau das bezweifelten Aktionäre.

Risiken von Uniper "Uniper erscheint operativ nicht lebensfähig", sagte Aktionär Hans-Martin Buhlmann. "Uniper ist eine riskante Wette auf steigende Strompreise und kommende Kapazitätsmärkte", sagte Thomas Hechtfischer, Aktionärsschützer der DSW. Kapazitätsmärkte ("Hartz für Kraftwerke") lehnt die Bundesregierung aber ab. "Wer soll die neue Aktie kaufen, wer braucht noch Uniper?", fragte Hechtfischer. Schon vor dem Start wäre Uniper fast die Luft ausgegangen. Eon hat der Tochter daher die Beteiligung an der Gas-Pipeline Nord Stream I für eine Milliarde Euro verkauft, um Uniper zu stärken. Nun kann Uniper mit passabler Bonitätsnote ("BBB-") starten.

Risiken von Eon Entgegen erster Pläne muss ausgerechnet die neue, grüne Eon die Atomkraft behalten, um nicht auf ewig für Uniper zu haften. "Das ist ein Neustart mit angezogener Handbremse", sagte Alexander Elsmann (SdK). "Die Atomkraftwerke sind ein Klotz am Bein der neuen Eon", kritisierte Thomas Deser von der Fondsgesellschaft Union Investment. Sie konterkarierten die grüne Wachstumsstory. Teyssen bekräftigte, Eon werde rasch mit dem Staat die Haftungsfrage klären. "Das Kapitel Kernenergie kann so friedlich zum Abschluss gebracht werden." Der Staat will die Haftung für die Endlagerung übernehmen, wenn die Konzerne ihm ihre Rückstellungen samt Risikoprämie überweisen.

Wer hat die bessere Strategie - Eon oder RWE? Da waren sich die Aktionäre einig. "Mir gefällt der Eon-Plan besser. Eon verkauft die Vergangenheit, RWE die Zukunft", sagte Hechtfischer. Auch RWE will sich aufspalten, bringt aber die Ökostrom-Tochter an die Börse und behält selbst die malade Kohlestrom-Erzeugung. Zudem steht Eon finanziell und beim Ökostrom-Geschäft viel stärker dar.

Vor 16 Jahren hatten Aktionäre nach hartem Ringen bis 22 Uhr die Fusion von Veba und Viag zu Eon beschlossen. Nun ist der integrierte Energiekonzern wieder passé. Wenn Eon sich mit möglichen Klägern geeinigt hat, kann Uniper im Herbst an die Börse. Eon als Kraftwerksbetreiber wird Geschichte.

(anh)
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