Berlin Energiewende kostet 55 Milliarden

Berlin · Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet wegen des Atomausstiegs hohe Mehrbelastungen für die Wirtschaft. Es koste rund 55 Milliarden Euro, den wegfallenden Strom der Kernkraftwerke durch neue oder erweiterte Kohle- und Gaskraftwerke zu ersetzen, sagte IW-Chef Michael Hüther gestern in Berlin. Zusätzlich könnten steigende Strompreise das produzierende Gewerbe ins Ausland treiben. "Es gibt keinen Grund für diese Eile", kritisierte Hüther. Hüther forderte einen "Plan B" für den Fall, dass die Energiewende nicht reibungslos funktioniert und Deutschland einen Stromengpass erleidet.

Die Kosten der Energiewende müssten vom Staat, Großverbrauchern und Erzeugern getragen werden. Bereits kurz nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Krümmel sei der Großhandelspreis für Strom im Mai 2011 um zehn Prozent gestiegen. Der Staat verliere Einnahmen aus der Kernstoffbrennsteuer und der Gewinnabschöpfung der Kernkraftwerke. Immerhin: Werde die Kernenergie durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt, gelange mehr Kohlenstoffdioxid in die Luft. Die Versorger müssten dann für die höheren Emissionen mehr CO2-Zertifikate vom Staat kaufen.

Union und FDP haben unterdessen letzte Hand an die Neuregelungen zur Förderung der energetischen Gebäudesanierung gelegt. Eigentümer, die ihr gesamtes Haus sanieren lassen, sollen ab sofort innerhalb von zehn Jahren jährlich zehn Prozent der Ausgaben steuerlich geltend machen können. Der Steuernachlass gilt für Gebäude, die vor dem 1. Januar 1995 errichtet wurden. Die Förderung gilt für Maßnahmen, die nach dem 5. Juni 2011 begonnen und bis 31. Dezember 2021 abgeschlossen wurden. Einzelmaßnahmen wie der Einbau neuer Heizungsanlagen würden nicht steuerlich gefördert, hieß es. Der Steuernachlass soll den Staat jährlich 1,5 Milliarden Euro kosten.

(RP)
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