Düsseldorf Energiewende belastet Handel

Düsseldorf · Im deutschen Einzelhandel wird die Unsicherheit in der Euro- und Schuldenkrise größer. Zwar sei die Konsumstimmung in Deutschland insgesamt noch intakt, aber die Konjunktursorgen verstärkten sich, sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE. Die Branche stöhnt auch unter den Folgen der Energiewende. Die Umlage für das Erneuerbarer-Energien-Gesetz (EEG) belaste den Handel mit rund 2,5 Milliarden Euro. Die Lasten müssten gleich verteilt werden, forderte Genth. Natürlich sei auch der Handel für die Energiewende, aber wenn eine Branche wie der Handel versuche, Energie zu sparen, müsse sie auch belohnt werden.

Das Thema Energie drückt den Handel doppelt. Denn dadurch, dass Verbraucher beispielsweise für Benzin, Heizung und Strom in den vergangenen Jahren deutlich mehr zahlen mussten als zuvor, fehlt das Geld für den Konsum, Haushaltsenergie ist nach Angaben des HDE zwischen Januar und August dieses Jahres um mehr als sechs Prozent teurer geworden; seit dem Jahr 2005 seien die Kosten in diesem Bereich um 36 Prozent gestiegen, so Genth. Folge: Im ersten Halbjahr hat fast die Hälfte der Firmen Gewinneinbußen hinnehmen müssen. "Die Energiepreise dämpfen den Konsum mehr als die Euro-Ängste", sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer.

Kein Wunder, dass sich die Stimmung in der Branche merklich abkühlt. Wie die Herbstumfrage des HDE unter etwa 1300 Mitgliedsbetrieben ergeben hat, rechnet die Branche nach einem Umsatzplus von 2,8 Prozent im ersten Halbjahr für das Gesamtjahr zwar noch mit einem Wachstum von 1,5 Prozent. Aber nur jeder dritte Betrieb glaubt, dass die Umsätze steigen, ein Viertel erwartet sinkende Erlöse.

Was den Arbeitsmarkt angeht, empfindet sich der Einzelhandel weiterhin als Jobmotor. Im ersten Halbjahr seien 62 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen worden, so Genth. Zwar ist ein knappes Drittel der mittlerweile mehr als drei Millionen Beschäftigten in der Branche (Stand: Ende 2011) geringfügig beschäftigt, räumt Genth ein. Aber die 1,2 Millionen Vollzeitkräfte in den Unternehmen leisteten zwei Drittel der Arbeitsstunden. Zudem gibt es knapp 800 000 sozialversicherungspflichtige Teilzeitjobs.

(RP)
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