Frankfurt Energieriesen setzen auf Elektromobilität

Frankfurt · Innogy und Eon sind in Deutschland die Vorreiter bei Stromtankstellen. Beide Unternehmen stehen unter dem Druck des US-Pioniers Tesla. Analysten loben die Bemühungen, sehen aber noch jede Menge kritische Punkte.

Deutschlands große Versorger haben die E-Mobilität für sich entdeckt. Sie haben schon einige Vorleistungen erbracht für das erhoffte große Geschäft. Noch aber leben sie von den überkommenen Geldquellen. Innogy etwa, die ausgegliederte Ökostromtochter des RWE-Konzerns, machte mit Ökostrom in den ersten sechs Monaten nur gut zehn Prozent ihres operativen Gewinns. Rund zwei Drittel entfielen auf das althergebrachte Geschäft mit den Strom- und Gasnetzen. Aber das soll sich ändern. Denn Peter Terium, der Innogy-Vorstandschef, hat viel vor und setzt dabei auf das elektrische Autofahren: "eMobility ist eines der zentralen Wachstumsfelder für Innogy."

Einiges ist schon geschehen. Innogy betreibt rund 5800 Stromtankstellen in über 20 Ländern, davon in Deutschland rund 4600 Ladepunkte in 635 Städten. Mit Tank & Rast hat Innogy verabredet, die Ladeinfrastruktur an mehr als 100 Autobahn-Standorten zu übernehmen.

Auch Eon, das sein Altgeschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken abgespalten hat und auf der Ökowelle unter altem Namen surft, setzt auf E-Mobilität. Das Unternehmen hat die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit einer Ladeinfrastruktur ausgestattet und ist in Deutschland ähnlich präsent wie Innogy. Eon hat hierzulande rund 4000 Stromtankstellen aufgebaut.

Der Konzern drängt an die Autobahnen und hat kürzlich eine der ersten Hochleistungs-Ladesäulen an einer Raststätte eingerichtet, und zwar im bayerischen Geiselwind. "Damit kann die Ladezeit auf 20 Minuten für eine Vollbetankung gesenkt werden, die für 400 Kilometer reicht", sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. Damit nicht genug: "Und wenn die Batterien der Elektroautos in Zukunft leistungsfähiger werden, schaffen diese Ladesäulen mit einem einfachen Upgrade auch Ladezeiten von nur noch fünf Minuten."

Beide Unternehmen stehen unter dem Druck des amerikanischen Anbieters Tesla. Der US-Hersteller hat mangels Alternative begonnen, ein eigenes Tankstellennetz aufzubauen. Im Dezember 2013 hatte Tesla die ersten vier Schnellladestationen in Deutschland geschaltet. Jetzt sind es mehr als 60 "Supercharger". Alles in allem sind das rund 8600 Stromtankstellen der drei Anbieter - verglichen mit 14.500 Benzin- und Dieseltankstellen, ist das Netz gar nicht so dünn.

Analysten sehen und anerkennen das Bemühen - und machen sich zugleich über die Risiken des neuen Geschäftsfeldes Gedanken. Jürgen Pieper etwa, Autofachmann des Bankhauses Metzler, weiß bisher vor allem davon, dass Energiedichte-Eigenschaften von Batterien immer noch zu wünschen übrig lassen: "Man kann eben nicht so wahnsinnig viel Energie in einer Batterie speichern, dass wir richtig tolle Reichweiten bekommen." Doch würden jetzt nun mal so viele Gelder in diese Technik investiert, dass sie für einige Jahre eine Übergangstechnologie werde. "Was nach 2030 oder 2040 dann passiert, das ist schon noch offen", sagt Pieper.

Zumal ja noch nicht klar sei, wie weit die Rohstoffe reichten, die zur Batterieherstellung nötig seien - Kobalt, Lithium, Mangan, seltene Erden. "Reichen die 20 Jahre oder 30 Jahre?", fragt Pieper. Und dann ist noch gar nicht darüber geredet worden, dass zwei Fünftel aller Autos nicht in der Garage, sondern auf der Straße abgestellt werden. Dass die Stromnetze in vielen Wohngebieten wohl zusammenbrächen, wenn jeder die Batterie eines Elektroautos anschlösse. Von den widrigen, gefährlichen Arbeitsbedingungen etwa im Kobaltabbau im Kongo ganz zu schweigen.

Noch also scheint die E-Mobilität nicht der Stein der Weisen zu sein.

(RP)
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