Energie in Deutschland Gasspeicher schon zu mehr als 95 Prozent gefüllt

Berlin · Die Gasspeicher in Deutschland sind schon am Abend des 13. Oktober zu 95 Prozent gefüllt. Dieser Wert sollte laut Vorgabe spätestens am 1. November erreicht sein.

Anlagen für die Speicherung von Gas in Bad Lauchstädt/Teutschenthal (Symbolbild).

Anlagen für die Speicherung von Gas in Bad Lauchstädt/Teutschenthal (Symbolbild).

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Trotz weggefallener russischer Lieferungen sind Deutschlands Gasspeicher im Durchschnitt zu mehr als 95 Prozent gefüllt. Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) am Donnerstagabend hervorging, erhöhte sich der Füllstand binnen 24 Stunden um 0,17 Punkte auf 95,14 Prozent. Rechnerisch würde die Speichermenge ausreichen, um den Bedarf von etwa zwei Wintermonaten zu decken.

Bereits das gesetzlich vorgeschriebene Zwischenziel von 75 Prozent war Mitte August früher erreicht worden als geplant, ebenso die Marke von 85 Prozent Anfang September - und dies obwohl seit Wochen kein russisches Gas mehr geliefert wird. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, ohne eine Gasmangellage über den Winter zu kommen.

Die Speicher sollten nach einer Verordnung der Bundesregierung zum 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein und so dabei helfen, die Versorgung im Winter zu sichern. Deutschland bezieht nach dem russischen Lieferstopp seit Wochen vermehrt Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und den USA. „Es gelingt uns, das fehlende russische Gas aus anderen Quellen teilweise zu ersetzen“, hatte kürzlich der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, gesagt. Auch die Speicher in den anderen EU-Ländern füllen sich seit Wochen. Am Dienstag betrug der Füllstand im Schnitt 91,56 Prozent.

Trotz des raschen Fortschritts in Deutschland sehen Experten keinen Anlass zur Selbstzufriedenheit. „Grund zur Entwarnung für den kommenden Winter besteht nicht, denn die Speicher alleine reichen nur für etwa zwei Wintermonate“, sagte Malte Küper vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln). „Insbesondere in der Heizperiode kommt es daher auf die Einsparerfolge aller Gasverbraucher an.“ Die Industrie habe auf die hohen Preise schon reagiert und ihren Verbrauch in den vergangenen Monaten deutlich reduziert. Auch die Haushalts- und Gewerbekunden heizten bereits weniger, wobei der verhältnismäßig kalte September die Einsparerfolge etwas verringert hätten. „Bei aller Euphorie über die Speicherstände bleibt Sparen weiterhin das Gebot der Stunde“, sagte Küper.

Volle Gasspeicher sind nur ein Element, damit Deutschland ohne Versorgungssengpässe über den Winter kommt. Kanzler Olaf Scholz hat daran erinnert, dass 20 Prozent des Gasverbrauchs bei Privathaushalten und Firmen eingespart werden müssten. „Wir werden eine Gasnotlage im Winter ohne mindestens 20 Prozent Einsparungen im privaten, gewerblichen und industriellen Bereich kaum vermeiden können“, sagte auch Müller.

Zudem bemühen sich die Gasversorger, neue Lieferverträge etwa für Flüssigerdgas (LNG) zu organisieren, um auch in den kommenden Monaten und Jahren Ersatz für russische Lieferungen zu erhalten. Ab der Jahreswende sollen auch an der deutschen Nordseeküste erste LNG-Terminals für die Anladung zur Verfügung stehen.

(felt/dpa/REU)
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