Einzelhandel Hoffen auf die Kauflust vor Weihnachten

Düsseldorf · Etwa ein Fünftel der vom Handelsverband HDE Befragten will mehr als 300 Euro für Geschenke ausgeben.Ein Umsatzplus im Weihnachtsgeschäft ist aber vor allem den gestiegenen Preisen zu verdanken.

Foto: dpa/Daniel Karmann

In Deutschland will einer Umfrage des Handelsverbandes HDE zufolge zwar jeder und jede Fünfte in diesem Jahr mehr als 300 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben, doch trotzdem sind die HDE-Mitgliedsunternehmen skeptisch für das Geschäft in den beiden letzten Monaten des Jahres. Etwa 70 Prozent rechnen nämlich mit einer Verschlechterung gegenüber dem November und Dezember 2021. Die Ankündigung der Verbraucherinnen und Verbraucher sind der Hoffnungsschimmer für HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in einer Zeit, in der „die hohe Inflation und die schlechte Verbraucherstimmung eigentlich keine guten Vorzeichen für das Weihnachtsgeschäft senden“.

Die Prognose des Verbandes fällt entsprechend aus. Zwar rechnet der HDE für das Weihnachtsgeschäft 2022 mit einem Umsatzplus von 5,4 Prozent, aber das sei allein den steigenden Preisen zu verdanken, betont Genth. Rechnet man die Auswirkungen der Inflation heraus, gibt es ein Umsatzminus von vier Prozent. Für das Gesamtjahr sieht die Entwicklung ähnlich aus: Nominal steigt der Umsatz um 7,5 Prozent auf rund 633 Milliarden Euro, real fällt er jedoch um 0,1 Prozent. Wobei der stationäre Handel in diesem Jahr ein Plus von mehr als neun Prozent abwirft, während das Onlinegeschäft mehr als zwei Prozent auf etwa 84 Milliarden Euro verliert – allerdings auch gegenüber einem Jahr, in dem der E-Commerce wegen der Pandemie noch einmal kräftig gewachsen war. Insofern liegen die Erlöse immer noch über denen der Vor-Corona-Zeit.

Aber: Auch im Weihnachtsgeschäft spüren die Multichannel-Händler – das sind jene, die sowohl im Ladenlokal als auch über das Internet verkaufen – die aktuelle Konsumzurückhaltung der Deutschen. Für die beiden Monate November und Dezember bleibt ohne Berücksichtigung der gestiegenen Preise noch ein Zuwachs von 1,4 Prozent; preisbereinigt gehen die Erlöse um 4,5 Prozent zurück. Entsprechend rechnet die Hälfte aller Mehrkanal-Verkäufer mit einem schlechteren Geschäft zum Jahresende.

Es bleibt also die Hoffnung darauf, dass die vorweihnachtliche Kauflust doch größer ist, als viele der etwa 500 vom HDE befragten Unternehmen dies zum jetzigen Zeitpunkt erwarten. Auffällig: Zwar gehören traditionelle Lieblingsgeschenke wie Bücher, Parfüm, Schmuck oder Spielwaren immer noch zu den Rennern für das Päckchen unter dem Tannenbaum. Aber immerhin wollen 30 Prozent der Befragten Gutscheine verschenken, etwa 19 Prozent Bargeld. Dem Handel kann das egal sein, weil das Geld für den Gutschein eh schon in den Kassen ist. Und Bargeld ist aus seiner Sicht in Ordnung, solange dieses auch im Handel ausgegeben wird.

Vorerst gilt: „Für die Handelsunternehmen bleibt das eine schwierige Zeit“, so Genth. Umso wichtiger ist da die angekündigte Preisbremse bei Gas und Strom, mit deren Hilfe auch die Handelsunternehmen ihre Energiekosten in den Griff bekommen wollen. Es sei enorm wichtig, dass die Preisbremse rasch Entlastung für die Unternehmen schaffe, so Genth. Aber auch das wird vermutlich nicht verhindern, dass sich in etwa 16.000 Ladenlokalen in absehbarer Zeit die Tür dauerhaft schließt, so manches von ihnen in kleinen und mittleren Städten. Das endet dann nicht immer mit einem Insolvenzantrag; vor allem kleine inhabergeführte Handelsunternehmen verabschieden sich still und leise aus dem Markt, weil sie keine Perspektive mehr sehen, womöglich auch niemanden haben, der die Nachfolge antreten will.

Positiv: Auch in der schwierigen Phase für den Handel ist die Beschäftigtenzahl relativ stabil geblieben. Insgesamt arbeiten aktuell etwa 3,1 Millionen Menschen im Einzelhandel, viele von ihnen in Teilzeit oder auf Minijob-Basis. „Da haben die Regelungen zur Kurzarbeit schon sehr geholfen“, sagt Genth.

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