Athen Einkommen der Griechen fallen um ein Drittel

Athen · Angesichts der schleppenden Umsetzung des Sparprogramms erhöht Finanzminister Wolfgang Schäuble den Druck auf Athen. "Ich weiß nicht, was die griechische Regierung sich dabei denkt, dass sie bis jetzt nicht das getan hat, wozu sie sich so oft verpflichtet hat", sagte er gestern beim Treffen der Euro-Finanzminister. Die Geldgeber zahlen bis 2018 bis zu 86 Milliarden Euro Hilfe, im Gegenzug muss Athen Reformen umsetzen. Doch die kommen nicht voran, zugleich verarmen viele Griechen.

Wie viel ärmer sie sind, geht aus einer Studie der griechischen Zentralbank hervor. Danach sind die verfügbaren Einkommen zwischen 2010 und 2016 um ein Drittel von 173,5 auf 116,5 Milliarden gefallen. Löhne und Gehälter gingen in dieser Zeit um 31,5 Prozent zurück, die Sozialleistungen (wie Renten) um 17,2 Prozent. Der private Verbrauch fiel um fast ein Viertel. Die Differenz zeigt: Viele private Haushalte bestreiten den Lebensunterhalt aus ihren Ersparnissen.

Entsprechend schmilzt das Nettovermögen. Das zeigt eine Studie der Credit Suisse. Danach schrumpft die Summe der Vermögen abzüglich der Schulden von 1023 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf 856 Milliarden. Der Verlust entspricht 95 Prozent des aktuellen Bruttoinlandsprodukts. Im Verlauf der Krise hat sich das Nettovermögen der Griechen also fast um die Wirtschaftsleistung eines Jahres reduziert.

Wie sich die Krise konkret auswirkt, zeigen die jüngsten Zahlen des Arbeitsministeriums: Demzufolge verdient jeder zweite Beschäftigte in der Privatwirtschaft weniger als 800 Euro brutto im Monat. Nur knapp fünf von 100 Beschäftigten verdienen 2500 Euro brutto oder mehr. Die Arbeitslosenquote in Griechenland liegt bei 23 Prozent, unter den 15- bis 24-Jährigen beträgt sie sogar 47 Prozent. Das sind die höchsten Werte aller EU-Staaten. In jedem vierten der gut vier Millionen griechischen Privathaushalte gibt es mindestens einen Arbeitslosen, in 350.000 Familien gibt es keinen einzigen Erwerbstätigen. Der Währungsfonds macht wenig Hoffnung: Die Arbeitslosenquote werde in den nächsten Jahrzehnten im zweistelligen Bereich bleiben.

(RP)
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