Wirtschaftsstudie Eine Milliarde mehr Fahrgäste in Regionalzügen

Köln/Berlin · Laut Institut der deutschen Wirtschaft stieg die Zahl der Fahrgäste in Regionalbahnen seit 1993 von 1,6 Milliarden auf 2,6 Milliarden.

Nahverkehr: Diese Züge fahren im Rhein-Kreis Neuss
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Foto: jazyk

Die bisherige Aufteilung der Bundeszuschüsse für den Schienennahverkehr unter den 16 Bundesländern benachteiligt bevölkerungsreiche westdeutsche Länder wie Nordrhein-Westfalen und begünstigt bevölkerungsarme ostdeutsche Länder wie Brandenburg. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Das Institut schließt sich deshalb Forderungen der westdeutschen Länder an, die Mittel des Bundes für den Schienennahverkehr vom kommenden Jahr an anders zu verteilen: Nicht mehr die 1993 gefahrenen Zugkilometer sollen Grundlage für die Verteilung der Mittel sein, sondern der "Königsteiner Schlüssel", der die Verteilung am Steueraufkommen und der Bevölkerungszahl der Länder ausrichtet.

Die Länder erhalten 2014 vom Bund insgesamt 7,3 Milliarden Euro für die Regionalbahnen. Ein Gutachten im Auftrag der Bundesländer hatte den Zuschussbedarf wegen der stark gestiegenen Passagierzahlen ab 2015 auf 8,5 Milliarden Euro geschätzt. Ob die Länder künftig mehr Mittel für den Schienennahverkehr bekommen, wird in diesem Herbst verhandelt. Dabei streben die westdeutschen Länder an, auch den Verteilungsschlüssel so zu verändern, dass künftig deutlich mehr Geld in den Westen und deutlich weniger in den Osten fließt.

Dreckige und kaputte Bahnhöfe in der Region
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Foto: Dr.-Ing. Heinrich Theissen

"Würde künftig nicht mehr der längst überholte Verteilungsschlüssel aus dem Jahr 1993 verwendet, sondern der ,Königsteiner Schlüssel', bekäme zum Beispiel NRW in den kommenden fünf Jahren 2,2 Milliarden Euro mehr als in den vergangenen fünf Jahren", heißt es in der IW-Studie. Allein 2014 hätte NRW für seine Regionalzüge 406 Millionen Euro mehr bekommen, Brandenburg dagegen 191 Millionen Euro weniger.

"Während tief im Westen noch einige Uraltzüge zwischen den Metropolen pendeln, rollen in der ostdeutschen Provinz hochmoderne, aber nur wenig genutzte Züge durch die Landschaft", schreibt IW-Forscher Thomas Puls. "Von daher verwundert nicht, dass sich fast alle westdeutschen Länder durch den aktuellen Verteilungsmodus benachteiligt sehen und eine Neuordnung anstreben."

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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Der Schienennahverkehr habe sich in den vergangenen 20 Jahren "prächtig" entwickelt, er sei eine "Erfolgsgeschichte", so der IW-Forscher. Die Zahl der Fahrgäste sei von 1,6 Milliarden im Jahr 1993 um eine auf 2,6 Milliarden im Jahr 2012 gestiegen. Die zurückgelegten Zugkilometer nahmen gleichzeitig von 502 Millionen auf 644 Millionen zu. Die Auslastung der Regionalbahnen legte in den zehn Jahren zwischen 2002 und 2012 um 20 Prozent zu.

(mar)
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