Streit um „Einkauf aktuell“ Plastikmüll im Postkasten

Werbung landet häufig im Briefkasten – einmal in der Woche auch die in Plastik eingeschweißte „Einkauf aktuell“ der Deutschen Post. Das muss nicht sein und schadet der Umwelt, meint eine Bürgerinitiative und will nun klagen.

 Nervige Umweltverschmutzung oder interessante Lektüre? Nicht jeder ist von „Einkauf aktuell“ im Briefkasten begeistert.

Nervige Umweltverschmutzung oder interessante Lektüre? Nicht jeder ist von „Einkauf aktuell“ im Briefkasten begeistert.

Foto: Endermann, Andreas (end)

(dpa) Für die Post ist es ein lukrativer Markt, aber für manchen Verbraucher unerwünschte Werbung und vor allem eine Umweltsünde: die eingeschweißte Werbebroschüre „Einkauf aktuell“, die der Post zufolge wöchentlich bis zu 20 Millionen Haushalte erreicht. Nach Angaben der Bürgerinitiative „Letzte Werbung“ landen jährlich 33 Kilogramm Werbung in jedem Briefkasten. Und vor allem das Werbeblatt der Post sei für große Mengen Plastikmüll und Altpapier verantwortlich – pro Jahr etwa rund eine Milliarde Plastikverpackungen. Nun bereitet die Initiative Klagen gegen den Dax-Konzern vor.

Dabei argumentiert Letzte Werbung, dass Haushalte die „Einkauf aktuell“ auch dann bekommen, wenn sie dem Erhalt schriftlich widersprochen haben. Eine Sprecherin erhebt schwere Vorwürfe. Die Post habe keinen Widerspruch akzeptiert, schreibt Katharina Wallmann in einer E-Mail. „Sie bietet auch keinen alternativen Weg, um sich einfach von der unerwünschten Plastikpost abzumelden.“ Das Unternehmen sei nicht an einer ergebnisoffenen Diskussion interessiert. „Wir sehen uns daher gezwungen, den rechtlichen Weg zu gehen.“

Bei der Post zeigt man sich verwundert. Die Annahme, dass die meisten Haushalte solche Werbesendungen nicht erhalten wollten, sei „schlicht falsch“, teilte ein Post-Sprecher mit. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach habe vielmehr ergeben, dass eine Mehrheit diese Werbeform positiv oder neutral beurteile. „Viele Haushalte sehen in den Prospekten in erster Linie eine wichtige Orientierungshilfe im aktuellen Angebot des örtlichen Einzelhandels.“

Der „Welt am Sonntag“ teilte der Dax-Konzern mit, er ermögliche Kunden bisher nicht die schriftliche Kündigung, weil es in einem Massengeschäft nicht möglich sei, „einzelne Empfänger über Namenslisten auszunehmen“. Die Plastikfolie sei notwendig, damit die Hefte „vollständig und nicht verdreckt oder nass“ ankämen. Der Post-Sprecher ergänzte: Ein Aufkleber wie etwa „Keine Werbung“ auf dem Briefkasten reiche aus, dass die „Einkauf aktuell“ nicht mehr zugestellt werde. „Ein schriftlicher Widerspruch ist nicht nötig.“

Und auch das Umweltargument lässt die Post nicht gelten. Der Konzern sei sich „der Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst“ und versuche kontinuierlich, „unser Produkt so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.“ Die Umweltfreundlichkeit der Zeitschrift sei konsequent verbessert worden: So sei das verwendete Papier immer leichter geworden und werde emissionsarm gedruckt. Und auch die Folie sei immer dünner geworden.

Das Unternehmen stützt sich dafür auf eine Einschätzung des Papierherstellers Ingede. „Die Perforation der Folien ermöglicht es tatsächlich, dass die Umhüllung im Recyclingprozess aufbricht und nahezu 100 Prozent des Papiers verwertet werden kann“, heißt es bei Ingede. Das Unternehmen schränkt ein: „Es bleibt allerdings das Problem, dass die Papierfabrik neben anderen im Altpapier enthaltenen Abfällen auch die Folien entsorgen muss.“

Neu ist das Thema nicht. Vor knapp fünf Jahren etwa hatte ein 19-Jähriger der Post knapp 140.000 gesammelte Unterschriften gegen die Plastikfolie übergeben. Rückendeckung erhielt er von der damaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Letzte Werbung will nun aus mehr als 100 klagebereiten Personen bis zu zehn auswählen. Voraussetzung: Diese Haushalte müssen trotz Widerspruchs die „Einkauf aktuell“ in ihrem Briefkasten finden. Wie die „WamS“ berichtet, geht es der Initiative um ein Grundsatzurteil – das letztlich das Geschäftsmodell der Post bedrohen könnte. Dem Zeitungsbericht zufolge soll sich der Erlös auf 300 Millionen Euro im Jahr belaufen.

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