Bonn Einbruch bei der Nutzung von SMS

Bonn · Die Deutschen telefonieren immer weniger und versenden auch immer weniger SMS, während Kommunikation über Online-Dienste wie WhatsApp oder auch Facebook stark zunimmt. Dies ergibt sich aus dem Jahresbericht der Bundesnetzagentur, den deren Präsident Jochen Homann gestern vorstellte.

Er berichtete auch, dass es im Postmarkt immer mehr Beschwerden wegen nicht oder falsch zugestellter Pakete gibt und dass die Strompreise wohl weiter wegen steigender Netzentgelte hochgehen werden.

Wie schnell sich der Telekommunikationsmarkt ändert, zeigt Folgendes: 2012 wurden 60 Milliarden SMS in Deutschland versendet, 2015 waren es 16,6 Milliarden, 2016 dann nur noch 12,7 Milliarden. Das sind 47,3 Milliarden weniger als noch in 2012. Pro Einwohner bedeutet dies, dass rund 570 SMS weniger im Jahr verschickt werden.

Gleichzeitig sinkt aber auch die Plauderlust: 2012 wurden 173,5 Milliarden Gesprächsminuten über das Festnetz geführt, vergangenes Jahr waren es 131 Milliarden bei knapp 83 Millionen Einwohnern - 480 Minuten im Jahr weniger pro Person.

Zusätzliches Telefonieren am Handy gleicht das nur minimal aus: 2012 wurden 109 Milliarden Minuten mobil angerufen, 2016 waren es mit 115 Milliarden Minuten nur sechs Milliarden mehr. Anders gerechnet: Pro Kopf wurde vor fünf Jahren 109 Minuten im Monat per Handy angerufen, jetzt kommen nur sechs Minuten mehr pro Monat zusammen - nicht sehr viel angesichts des Siegeszuges von Flatrates.

Wie hart der Wettbewerb ist, zeigt der durchschnittliche Umsatz pro genutzter Mobilfunkkarte: In 2012 kamen pro Monat im Schnitt noch 13,80 Euro in die Kasse von Telekom, Vodafone oder Telefonica, 2016 waren es nur noch 13 Euro pro Karte (ohne Mehrwertsteuer).

Dieser allgemeine Preisverfall ist umso dramatischer, weil die Kunden gleichzeitig immer größere Datenpakete nutzen: 2012 übertrugen die Mobilfunker pro ausgegebener Sim-Karte im Monat 114 MB an Daten, 2015 waren es bereits 423 MB, vergangenes Jahr betrug das Wachstum noch einmal fast 50 Prozent auf 627 MB. "Die Kunden nutzen mobile Datendienste immer häufiger", sagt Netzagentur-Chef Homann.

Einen ähnlichen Trend zeigt das Festnetz: Hier werden pro schnellem Online-Anschluss bereits 60 Gigabyte pro Monat übertragen, also das Hundertfache des Mobilfunks. Das entspricht vielen Stunden Netflix oder eines anderen Videodienstes.

(RP)
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