Berlin Ein Kaufmann wird IG-Bau-Chef

Berlin · Robert Feiger löst Klaus Wiesehügel an der Spitze der Gewerkschaft ab.

Es ist kein einfaches Erbe, das Robert Feiger als neuer Chef der IG Bauen Agrar Umwelt (IG Bau) gestern antrat. Nicht nur der massive Mitgliederschwund macht der Gewerkschaft zu schaffen – von ehemals 720 000 Mitgliedern sind heute nicht einmal mehr die Hälfte übrig. Zuletzt war es um die Stimmung in der DGB-Gewerkschaft nicht zum besten bestellt. So hatte der scheidende Vorsitzende Klaus Wiesehügel, der als Schattenminister ins Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wechselte, seinen Wunschkandidaten Dietmar Schäfers im Gewerkschaftsbeirat nicht durchsetzen können. Zudem prangerten 14 Gewerkschaftssekretäre in einem Brief an den Vorstand äußerst scharf die mangelnde Kampagnenfähigkeit der IG Bau an.

Es knirscht also im Gebälk. Und der als ruhig und besonnen geltende Feiger soll es nun richten. Dass die Delegierten dem 50-Jährigen das zutrauen, zeigte sein Wahlergebnis von 83 Prozent. Einen Gegenkandidat hatte er nicht. Wiesehügels Wunschnachfolger Schäfers hatte kurz vor dem Gewerkschaftstag seine Kandidatur zurückgezogen.

Anders als der Betonbauer Wiesehügel gilt der bayerische Schwabe Feiger als Freund der leiseren, abgewogenen Worte. Handfeste Praxiskentnnise vom Bau bringt er allerdings nicht mit. Feiger machte in einem Stahlbauunternehmen eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Dort sammelte er erste – auch leidvolle – Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit. Weil er als Jugendvertreter auch Widerworte gegeben habe, sei er nach der Ausbildung nicht übernommen worden. Karriere machte er stattdessen nach dem Wehrdienst bei der IG Bau, wo er zuletzt als Vize-Vorsitzender für Personal und Finanzen zuständig war. Seine politische Ausrichtung? Die beschrieb Feiger jüngst mit einem anschaulichen Vergleich: Schon beim Fußball in seiner Jugendzeit habe er immer auf der linken Seite gespielt.

(RP)
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