Köln Ein Franzose für einen Franzosen

Köln · Am Freitag endet die Zeit von Alain Caparros als Rewe-Chef. Sein Landsmann und Nachfolger Lionel Souque ist zwar schon lange in Köln, tritt aber erst jetzt ins Rampenlicht. Amazon und Co. sind für ihn eine große Herausforderung.

Auch wenn der Rewe-Schriftzug seit Jahren auf den Spielertrikots des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln zu lesen ist, auch wenn der FC und Rewe für Köln stehen wie der Dom und das Kölsch - es gehört nicht zur Stellenbeschreibung eines Rewe-Chefs, sich als Fan zu outen und so oft wie möglich Heimspiele des künftigen Europa-League-Teilnehmers zu sehen. Bei Lionel Souque kommt beides zufällig zusammen. Der künftige Rewe-Konzernlenker ist seit April des vergangenen Jahres auch Aufsichtsratschef des dreimaligen Deutschen Meisters. Und er mag nicht nur den Fußball, sondern auch andere Ballsportarten und vor allem Biathlon.

Ein Faible für herausfordernden Wettbewerb hat der 45-jährige Manager also schon mal. Und herausfordernd wird die Zukunft auf jeden Fall. Souque, 2009 als Rewe-Deutschland-Chef in den Konzernvorstand aufgestiegen, hat seither auch die Verantwortung für das digitale Geschäft und ist somit als derjenige auserkoren, der den Kampf mit Amazon und Co. ausfechten soll. Den Kampf gegen einen Konzern, der den Verkauf von Lebensmitteln vorantreibt, obwohl der nicht Primärgeschäft, deshalb auch nicht erste Gewinnquelle und somit preislich kaum zu schlagen ist. Das macht es nicht leichter. Das Online-Geschäft ist eine Baustelle für den Franzosen, der zum Monatswechsel seinen Landsmann Alain Caparros an der Rewe-Spitze beerben wird. Eine weitere ist das permanente Duell mit den Discountern Aldi und Lidl, deren Modernisierungsoffensive die Unterscheidbarkeit zwischen Supermärkten und Discountern zunehmend erschwert.

Da ist es sicher nicht von Nachteil, wenn man den eigenen Konzern aus dem Effeff kennt. Souque, der unter anderem in Reutlingen studierte und seinen Master of Business Administration an der französischen Eliteuni Essec in Paris machte, arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten für Rewe. Er begann seine Karriere 1996 bei der Discounttochter Penny, wechselte fünf Jahre später zum österreichischen Lebensmittelhändler Billa und wurde 2007 in den Vorstand von Rewe International berufen. 2009 war er dann Konzernvorstand.

Bei Rewe folgt also ein Franzose dem anderen. Sieht man davon ab, dass der offiziell noch amtierende Vorstandsvorsitzende mit dem Fußball am Rhein und anderswo nicht allzu viel am Hut hat, gibt es einige Gemeinsamkeiten der beiden Krawatten-Verschmäher Caparros und Souque: Beide haben ihre Wurzeln in Nordafrika (Caparros wurde in Algerien geboren, Souque ist der Sohn eines Französisch-Lehrers, der in Tunesien lebte), beide haben vor ihrer Zeit bei Rewe Erfahrungen unter anderem bei französischen Handelskonzernen gesammelt (Caparros bei Yves Rocher, Souque bei Auchan), beide haben einen französischen Pass und sind doch mit ihren Familien als Rheinländer perfekt integriert - Souque in Köln, Caparros in seiner Wahlheimat Düsseldorf.

Souque gilt als detailverliebt, als sehr freundlich im Umgang mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Aber er sei auch ein harter Verhandlungspartner, der bei aller Offenheit und Freundlichkeit seine Positionen hart vertrete - ohne dabei zu überziehen. Seine Geschicklichkeit in schwierigen Gesprächen hat er bei den Übernahmeverhandlungen um Kaiser's Tengelmann bewiesen. Dort sprang Souque in die Bresche, als Gespräche zwischen den Alphatieren Caparros auf der einen und Karl-Erivan Haub (Tengelmann) sowie Markus Mosa (Edeka) auf der anderen Seite nicht mehr zielführend erschienen. Dass Rewe am Ende 60 Kaiser's-Märkte in Berlin loseisen konnte, ist auch das Verdienst des künftigen Rewe-Chefs. Sozusagen der erste Sieg in einer Saison, die aber noch sehr lang ist.

(RP)
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