Warenhauskette Edeka will 72 Real-Märkte übernehmen

Düsseldorf · Deutschlands größter Lebensmittelhändler meldet seine Pläne beim Bundeskartellamt an. Bei der Warenhauskette Real bahnt sich ein neues Sparprogramm an. Wie viele Jobs wegfallen, ist noch offen.

  Logo leuchtet am Morgen auf dem Dach eines Real Warenhauses

Logo leuchtet am Morgen auf dem Dach eines Real Warenhauses

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Übernahme von Standorten der Warenhauskette Real durch die Wettbewerber Edeka und Kaufland droht sich noch über Monate hinzuziehen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka (Hamburg) hat beim Bundeskartellamt die Übernahme von 72 Real-Filialen angemeldet, muss aber damit rechnen, dass die Wettbewerbshüter ein sogenanntes Hauptprüfverfahren einleiten. Dann würde sich die Frist, in der das Kartellamt entscheiden muss, auf bis zu vier Monate verlängern. Sprich: Der Beschluss würde womöglich erst kurz vor Weihnachten fallen.

Im vergangenen Jahr, als der mögliche Real-Käufer noch Redos und nicht SCP hieß, hatte Edeka 87 Filialen zur Übernahme angemeldet. Damals hatte das Kartellamt eine vertiefte Prüfung angekündigt, ehe Redos das Rennen um Real gegen SCP verlor und Edeka seinen Antrag zurückzog. Bei der Schwarz-Tochter Kaufland, die 101 Real-Niederlassungen kaufen will, gibt es bereits ein  Hauptprüfverfahren; hier muss eine Entscheidung bis Oktober fallen.

Die Übernahmeverträge mit SCP sehen die Abgabe von 88 (Kaufland) beziehungsweise 53 Märkten (Edeka) vor. Brancheninsider rechnen damit, dass die Interessenten deutlich mehr Filialen zur Übernahme beim Kartellamt angemeldet haben, weil sie davon ausgehen, dass die Behörde aus Wettbewerbsgründen die Übernahme einzelner Häuser untersagt. Es könnte auch sein, dass Edeka und Kaufland bestimmte Dinge im Paket übernehmen und damit auch weniger attraktive Niederlassungen schlucken, weil sie die nur im Verbund mit anderen interessanten Häusern bekommen.

Währenddessen läuft bei Real alles auf weitere Einschnitte hinaus. Der russische Investor SCP, der die Kette im Februar übernommen hat, will laut „Lebensmittelzeitung“ binnen zwei Jahren bis zu 350 Millionen Euro sparen. Angeblich soll im Kassenbereich, an den Fleisch- und den Käsetheken sowie bei befristeten Mitarbeitern gespart werden. Wie viele Jobs wegfallen könnten, ist noch unklar. Derzeit beschäftigt Real noch rund 32.000 Mitarbeiter.

Ein Real-Sprecher wollte sich auf Anfrage zu den Zahlen nicht äußern. Real schreibt nach eigenen Angaben seit Jahren dreistellige Millionenverluste, auch wenn der Umsatz zuletzt flächenbereinigt um vier Prozent gewachsen ist. „Um die Ertragslage von Real zu stabilisieren, sind daher Prozessoptimierungen und Produktivitätssteigerungen auf allen Ebenen notwendig“, erklärt das Unternehmen. Was feststeht: Real lässt das Kundenbindungsprogramm realPro auslaufen, stellt zum Ende des Geschäftsjahres das eFood-Angebot ein und verabschiedet sich von der Eigenmarke Sôi.

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