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Düsseldorf Druckindustrie wird digital und setzt auf 3D

Düsseldorf · Heute startet in Düsseldorf die größte Druckmesse der Welt. Im Trend sind 3D-Drucker, die Prototypen und kleine Auflagen herstellen.

Der Zustand von Gerold Linzbach als Chef von Heidelberger Druck spiegelt den Zustand der Branche wieder: Der Leiter des größten Druckmaschinen-Herstellers der Welt war lange gesundheitlich angeschlagen - zur aktuellen Branchenmesse Druck und Papier (Drupa) meldet der 60-Jährige sich umso energiegeladener zurück: "Ich arbeite gerne, jetzt schaue ich nach vorne."

Ähnlich sieht der Zustand des gesamten Wirtschaftsbereiches aus. Das traditionelle Geschäft mit Maschinen für den Zeitungs- und Buchdruck ist mehrere Jahre lang zurückgegangen, jetzt stagniert es auf hohem Niveau. Doch gleichzeitig entdeckt die Branche neue Wachstumstreiber: Um vier Prozent wächst in den nächsten Jahren jährlich das Geschäft mit dem Bedrucken von Verpackungen. Um gar sechs Prozent nimmt der Druck von Produktaufklebern zu. Und in einem regelrechten Boom entpuppen sich voll digitalisierte Druckmaschinen sowie der dreidimensionale Druck von Gegenständen als die entscheidenden Antreiber der Branche. "Beide Technologien erlauben Mini-Auflagen bis hin zu Einzelstücken - die Druckindustrie wird Vorreiter der Individualisierung", sagt Drupa-Chefin Sabine Geldermann.

Was dies bedeutet, zeigte sich schon gestern am Tag vor der Eröffnung der Messe, zu der rund 300.000 Besucher erwartet werden: Journalisten konnten die Nachbildung einer drei Kubikmeter großen Urzeit-Muschel anschauen, die die Hasenauer&Hesser GmbH aus Ötisheim mit Partnern auf 3-D-Druckern zusammengebaut hatte. An der Muschel waren drei Dinge besonders interessant: Die Außenwand war rau und stachlig moduliert, die Innenwände sanft und glatt. Und das israelische Unternehmen Massivit hatte bei dem Projekt wesentlich mitarbeitet. Dies bestätigt, dass Wettbewerber aus den USA und aus Israel beim 3-D-Drucken eine große Rolle spielen werden - gerade aus dem Silicon Valley bei San Francisco kommen viele Ideen für 3-D-Druck.

Bei rund zwei Milliarden Euro im Jahr liegt dabei schon jetzt das Geschäft. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rechnet mit 25 Prozent Plus in den nächsten Jahren.

Zum Digitaldruck: Heidelberger zeigt als traditionell größter Druckmaschinenhersteller der Welt eine ganze Gruppe an Digitalmaschinen - das gemeinsame Kennzeichen ist die Möglichkeit, sehr kleine Auflagen bis hin zu Einzelstücken herzustellen. "Klassischer Druck erledigt die Aufträge ab 1000 Stück, darunter erlaubt Digitaltechnik eine früher undenkbare Flexiblität", sagt Firmensprecher Thomas Fichtl.

Doch die amerikanische Konkurrenz greift an. Mit Hewlett Packard ist erstmals in der Geschichte der Drupa ein aus der Digitalbranche kommender Anbieter größter Aussteller und löst Heidelberger in dieser Rolle ab. Die HP Pagewide WebPress T490 HD druckt in 80 Sekunden eine ein Meter breite Papierbahn von der Länge einer Stadionrunde - also mit etwa 300 Metern in der Minute. Und das mit einer Tintenstrahl-Technik, die man vom Ursprung her aus Geräten zu Hause kennt.

Bei aller Begeisterung für moderne Technik können Besucher auf der Drupa auch in die Vergangenheit schauen: Das Museum für Druckkunst Leipzig will historische Drucktechniken mit einem Hörerlebnis verbinden. Eigens für die Messe hat das Museum eine Komposition mit Sounds der sammlungseigenen Maschinen in Auftrag gegeben. Zu den Protagonisten gehören eine Buchdruckmaschine, ein Heidelberger Tiegel und eine Linotype aus der Museumssammlung. Den Musikclip kann man über einen QR-Code aufs Tablet oder Smartphone laden oder einigen Maschinen bei den Live-Aufführungen am Stand lauschen (Museum für Druckkunst Leipzig, Halle 6, Stand E 01).

(RP)
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