Arbeitsmarkt Digitalisierung macht jeden vierten NRW-Job überflüssig

Düsseldorf · Die Bundesagentur fordert deshalb stärkere Anstrengungen bei der Qualifizierung und Beratung der Beschäftigten.

 Roboter bei der Hannover Messe.

Roboter bei der Hannover Messe.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Für ein Viertel aller Beschäftigten in NRW wird sich der Arbeitsalltag wohl radikal ändern. Das legt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nordrhein-Westfalen nahe. Demnach könnten schon heute bei 26 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Landes mehr als 70 Prozent ihrer täglichen Aufgaben von einem Algorithmus, Roboter oder 3D-Drucker erledigt werden. NRW liegt damit leicht über dem Bundesschnitt von 25 Prozent.

Die Forscher vom IAB haben sich alle beim Portal Berufenet gelisteten Jobs angeschaut und ihre Tätigkeiten auf Ersetzbarkeit abgeklopft. Dadurch entsteht ein recht genaues Bild der Lage. Demnach könnten im Bergischen Land, in Gütersloh und in Südwestfalen zwischen 33,2 und 40,4 Prozent der Jobs überwiegend von neuer Technologie ausgeführt werden.

Besonders betroffen sind laut IAB-Forscher Frank Bauer Fertigungsberufe, die sich zu 83,6 Prozent ersetzen ließen, gefolgt von fertigungstechnischen Berufen wie dem Mechatroniker (70,4 Prozent). Doch auch in anderen Branchen ist der Druck immer stärker spürbar: In der Logistik stieg der Anteil der Tätigkeiten, die sich von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigen lassen, von 38 Prozent im Jahr 2015 binnen eines Jahres auf 58,1 Prozent. Es sei übrigens  ein Trugschluss, dass nur Helfer betroffen seien, so Bauer. Auch Fachkräfte-Tätigkeiten würden ersetzt.

Nicht alles, was technisch möglich ist, werde aber  in der Realität umgesetzt, so Bauer. In einigen Fällen werde bewusst auf menschliche Arbeit gesetzt – etwa aus ethischen oder rechtlichen Gründen oder schlicht weil Handarbeit gewünscht sei. Eine Studie des IAB von 2016 habe zudem gezeigt, dass nur die Hälfte der Unternehmen überhaupt digitale Technologien in ihren Betrieben einsetze. Überwiegend kleinere Betriebe seien noch zögerlich. „Das schafft Zeit bei der Vorbereitung auf die Herausforderungen“, so Bauer. Die Chefin der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Christiane Schönefeld, forderte mehr Anstrengungen aller Beteiligten: „Viele Beschäftigte müssen keinen völlig neuen Beruf lernen, aber sie müssen in Teilen neu qualifiziert werden. Dafür benötigen wir genauso Strukturen wie für eine bessere Beratung.“

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