Digitalbarometer Jeder Vierte wurde Opfer von Internet-Kriminalität

Berlin · Warum sich ausgerechnet die digital natives so wenig schützen und so oft Opfer von Straftaten im Netz werden.

 Bildschirm mit Binärcode (Archivfoto).

Bildschirm mit Binärcode (Archivfoto).

Foto: dpa/Oliver Berg

Je mehr die Deutschen mit dem Internet umgehen, desto sorgloser sind sie dabei. Für die Generation der „digital natives“, also der im digitalen Zeitalter Geborenen, ist sogar die alte Weisheit außer Kraft gesetzt, wonach man aus Schaden klug wird, wenn man schon nicht vorbeugen will. Dieser überraschenden Befunde ergeben sich aus dem jüngsten Digitalbarometer, einer breit angelegten Untersuchung des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Danach ist inzwischen jeder vierte Internetnutzer (24 Prozent) Opfer von Cyber-Kriminalität geworden. Vor allem die jüngeren und jüngsten Nutzer. Die schützen sich am wenigsten.

„Wir haben noch etwas zu tun“, lautete für BSI-Vizepräsident Gerhard Schabhüser die Schlussfolgerung. Vor allem müsse seine Behörde die einzelnen Zielgruppen besser erreichen und mit einem ständigen Dialog mit Vertretern von Wissenschaft und Zivilgesellschaft wirksamere Strategien entwickeln. Mit dem Denkfabrik-Vertreter Philipp Otto hatte er gleich zum Auftakt dieses Dialogprozesses einen typischen Zielgruppen-Vertreter zu Gast. Denn dieser gab unumwunden zu, mindestens schon zehn Mal Opfer von Straftaten im Netz geworden zu sein, ohne auch nur einmal Anzeige erstattet zu haben. Von daher dürften die polizeilich registrierten knapp 272.000 Fälle allein im vergangenen Jahr nur ein Ausschnitt der kriminellen Wirklichkeit sein.

In einer Befragung erklärten 36 Prozent der Opfer, Betrug beim Onlineshopping erlitten zu haben, 28 Prozent hatten Phishing, das Abfischen von Zugangsdaten, erlebt, 26 Prozent waren von Schadsoftware betroffen und 18 Prozent von Identitätsdiebstahl. Die 16- bis 29-Jährigen sind am häufigsten Opfer, erstatten am wenigsten Anzeige, informieren sich besonders wenig über Sicherheit und treffen am seltensten Schutzvorkehrungen. Das hingegen machen die 60- bis 69-Jährigen am meisten.

Schabhüser kann sich dieses Auseinanderklaffen nur damit erklärten, dass die Jüngeren mit dem Internet groß geworden sind und etwa Datendiebstahl nicht einmal als schlimm empfinden. „Gruselig“ findet Informatik-Professor Rüdiger Weis, wie sorglos viele Menschen sich sogar „Werbewanzen“ ins Haus holen und sich dann wundern, dass ihre privaten Gespräche ausgewertet werden. Sehr gute Noten bekam hingegen das neue Zwei-Faktor-Authentifizierungssystem, das die Banken in diesen Tagen einführen.

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