Video-App aus China Diese Gefahren lauern bei Tiktok

Düsseldorf · Die chinesische Video-App erobert weltweit die Kinderzimmer. Wir erklären die Risiken.

Tiktok: Die Gefahren der Video-App aus China
Foto: dpa-tmn/Jens Kalaene

Mit einem 15-sekündigen Video zum Star werden: Das ist das Versprechen von Tiktok. Ein großer Reiz, nicht nur für Jugendliche. Das Verrückte: Mit etwas Glück und Können geht es wirklich ganz schnell, dass ein im heimischen Schlafzimmer aufgenommenes Video Zehntausende Mal angesehen wird. Der Mechanismus dahinter: sogenannte Trends, die auf Tiktok kursieren. Das sind besondere Tänze, witzige Dialoge oder bestimmte Bewegungsabläufe. Diese greifen die Nutzer auf, kopieren sie und verwandeln sie in ein eigenes Werk. Gefällt einem das Video eines anderen Tiktokers, kann man mit einem Klick die Tonspur übernehmen und für ein eigenes Video verwenden.

Kein Wunder: Tiktok kommt aus China. Dort gilt eine Kopie nicht als etwas Schlechtes, sondern als eine Form der Wertschätzung. Dieses Prinzip greift Tiktok auf und überträgt es auf die Popkultur. Die App stellt den Nutzern ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung, die eigene Kreativität auszuleben. Wer das besonders ansprechend macht, einen Trend kreativ umsetzt, findet schnell ein riesiges Publikum.

Ungefährlich ist Tiktok indes nicht. „Eines der größten Probleme sind die Interaktionsrisiken, wie sexuelle Belästigung, Cybergrooming oder Cybermobbing“, sagt Marc Jan Eumann, Chef der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). So präsentieren sich besonders Mädchen oft für Turn- und Tanzvideos in sportarttypischer, knappen Bekleidung. Die Folge sind nicht selten Kommentare, mit denen die Mädchen belästigt werden. Auch jugendgefährdende Inhalte sind nicht selten. Das Problem: Nutzer können Inhalte melden, jedoch reagiere Tiktok zu schlecht. „Hier muss Tiktok seiner Verantwortung stärker nachkommen und das Schutzkonzept deutlich verbessern“, fordert Eumann.

Was der Anbieter getan hat: Tiktok hat Ende Januar eine Meldefunktion eingeführt. „Sie ist über die Melde-Funktion der TikTok-App oder auf unserer Website zugänglich. Damit können Nutzer*innen nun Inhalte melden, die ihrer Meinung nach gegen geltendes Recht in Deutschland verstoßen“, teilt das Unternehmen mit. Zudem sollen über den Begleitmodus Eltern und Kinder gemeinsam nach dem Download der App Bildschirmzeit, Kontaktmöglichkeiten und Filterung des „For You”-Feeds einstellen.

Dennoch kommt auch Cybermobbing vor. Benutzerkonten auf Tiktok sind nämlich anonym. Viele Nutzer geben zwar ihren Namen an und nutzen ein Foto von sich als Profilbild. Aber dazu ist man nicht verpflichtet. Und deshalb wird manchmal ganz schnell aus einem 50-jährigen Mann ein 13-jähriges Mädchen, mit entsprechend falschem Foto. So weiß man nie, wer sich wirklich hinter dem Profil verbirgt. Das können Erwachsene nutzen, um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. Haben sie das erreicht, fragen sie nach weiterem Bildmaterial, das sehr leicht auch auf anderen Plattformen geteilt werden kann.

Und: Jugendliche können bei Tiktok  ihr gesamtes Taschengeld loswerden. Die App selbst ist zwar kostenlos, jedoch können Nutzer sich sogenannte Coins kaufen. Diese lassen sich in unterschiedlich großen Bündeln (bis zu 7000 Coins für 104,99 Euro) kaufen. Mit den Coins lassen sich virtuelle Geschenke für andere Tiktoker kaufen. Meistens dienen sie dafür, um auf sich aufmerksam zu machen. Um Kinder zu schützen, wurde die App so programmiert, dass nur Volljährige die Coins kaufen können. Laut Neuman greife der Schutz jedoch nur bei korrekter Altersangabe.

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